Samstag, 16. Januar 2016

RDM Neujahrsempfang 2016 mit Justizminister Heiko Maas

Der heutige RDM Neujahrsempfang im Haus des Axel-Springer-Verlages war ein Fest der Divergenzen.

Es begann mit der Entscheidung, ob wir vor oder hinter dem Verlagshaus parken, ob wir einen kostenlosen Parkplatz oder einen mit Parkraumbewirtschaftung nutzen. Nach der Abgabe der Mäntel dann die Entscheidung: Fahrstuhl oder Paternoster. Mit einem der reichlich verfügbaren Fahrstühle gelangten wir jedoch wesentlich schneller zum Journalistenclub in der neunzehnten Etage.

RDM Neujahrsempfang 2016
RDM Neujahrsempfang 2016 im Journalistenclub (19. Etage) des Axel-Springer-Verlagshauses
Dort wurden wir von Markus Gruhn und weiteren Vorständen des RDM Ring Deutscher Makler begrüßt. Vorstand Ekart Schuberth zeigte einer Dame gerade sein sportliches schwarzes Auto, das neben ihrem silbernen Kleinstwagen geparkt war. Von hier oben sahen allerdings beide Fahrzeuge wie Spielzeug aus. Die Fenster waren mit Topic-Clouds beklebt und gaben einen atemberaubenden Blick über die Stadt frei. Durch das "u" von "Armut" konnte man die Kuppel des Stadtschlosses bewundern und dahinter den Berliner Dom.

Wer an Makler denkt, denkt an Immobilien und nachhaltige Kapitalanlagen. Also an viel Geld und Kapitalismus. Eine gewisse Divergenz zu den Reservierungsschildern der ersten Reihe vor dem Rednerpult. Der SPD-Finanzsenator, der SPD-Justizminister, der ehemalige Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), Gregor Gysi von den Linken und ein ehemaliger russischer Botschafter. Bei Russland schloss sich zwar wieder der Kreis vom Sozialismus zum Geld, aber es blieb dennoch eine ungewohnte Mischung.

Während der ehemalige Messdiener Heiko Maas genau einen Tag nach dem Autor dieses Artikels Geburtstag hat, hatte Gregor Gysi heute Geburtstag. Heiko Maas bedankte sich daher auch für die Einladung zu dessen Geburtstagsfeier an diesem spannenden Ort im Herzen Berlins. Auch das Herz besteht ja aus zwei Hauptkammern. Axel Springer hatte das Hochhaus bewusst als freiheitlich-demokratischen Gegenpol direkt neben dem Zentrum der sozialistischen Macht gebaut. Das in der Nachbarschaft gelegene Justizministerium war damals das Presseamt der DDR, diente als Ort des historischen Schabowski-Spruches und war auf direktem Weg nur unter Lebensgefahr zu erreichen.

RDM Neujahrsempfang 2016
RDM Neujahrsempfang 2016 bei "Die Welt"
Immer wieder wurde die ausgewogene Berichterstattung des Axel-Springer-Verlages gelobt. Vorstandsmitglied Jan Bayer bezeichnete das gülden neben dem ehemaligen Mauerstreifen glänzende Gebäude mit den neunzehn Etagen als ein "Haus des Journalismus". Man habe sich frühzeitig auf das Thema Digitalisierung eingelassen und erwirtschafte nun 80% des Umsatzes über diesen Weg. Es seien deutschlandweit 38 Millionen Personen mit BILD und Co. versorgt, was eine bundesweite Abdeckung von über 50% bedeute. Und da waren sie wieder die Divergenzen. 50% lesen BILD und 50% nicht oder mit.

Überhaupt seien gerade durch die Digitalisierung erst einmal bestimmte Entwicklungen möglich geworden. Durch die neuen Medien wisse man in Afrika überhaupt erst, wie es in Europa aussieht. In Europa wisse man, was gerade in Afrika passiert. 38 Millionen BILD-Leser lernen auf diesem Wege einige der 60 Millionen Flüchtlinge kennen, die weltweit unterwegs sind. Laut Justizminister Maas haben globale Krisen ein Gesicht bekommen. Das Gesicht des Flüchtlings in unseren Straßen.

Besonderes Interesse galt den Ausführungen des Justizministers über die Anwendung rechtsstaatlicher Möglichkeiten bei der Bekämpfung von Kriminalität und Terrorismus. Auch wenn der Bürger wenig wahrnehme, geschehe doch bereits viel. So seien schon vor Monaten Islamisten mit Ausreisewunsch nach Syrien die deutschen Pässe abgenommen worden. Es werde aktiv an der Trockenlegung der Finanzquellen der Dschihadisten gearbeitet, Straftäter werden konsequent zur Rechenschaft gezogen und durch serielle Eigentumsdelikte auffällige Gäste deutlich schneller abgeschoben. Laut Heiko Maas sei man das auch den echten Flüchtlingen schuldig, die zum Schutz ihres Lebens geflohen waren und sich hier in Deutschland konstruktiv integrieren möchten. Wir sollten uns die Freiheit nicht nehmen lassen, da das genau der Erfolg der Dschihadisten wäre. Demnächst werde man zudem 3.000 weitere Stellen bei der Bundespolizei schaffen.

RDM Neujahrsempfang 2016
Justizminister Heiko Maas beim RDM Neujahrsempfang 2016
Heiko Maas ging auch auf den neuen Konsens mit Facebook ein, wonach Beleidigungen und Volksverhetzung deutlich effektiver geahndet werden können. Facebook lösche solche Beiträge inzwischen innerhalb von 24 Stunden. Außerdem habe es das erste Musterurteil gegeben, dass ein Facebook-Straftäter zu zwei Jahren und drei Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt wurde.

Nach dem Justizminister sprach der Finanzsenator Berlins. "Nur kurz" waren seine regelmäßig zur Einleitung weiterer Punkte genutzten Worte. Er ging unter anderem auf die aktuelle Umstellung der Steuernummern bei Körperschaften ein, da man die Körperschaftsämter umstrukturiere. Was für ein Folgeaufwand bei den Kapitalgesellschaften. Er lobte mehrfach seine eigenen Ideen, die in unterschiedlichen Ressorts Wirkung zeigen sollten und er machte sich für Berlin als attraktiven Wirtschaftsstandort stark. Der Senat sei "finster entschlossen", dass man in Tel Aviv weiterhin von Berlin als Standort des zu gründenden Start-ups träumen solle.

Während RDM-Chef Markus Gruhn eine Gesetzesnovelle bei Share Deals einforderte und Steuer-CDs als Sekundärmaßnahme einstufte, äußerte sich Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen begeistert über den dreistelligen Millionenbetrag, den Berlin dadurch einnehme.

"Nur kurz" waren die Punkte in der Gesamtheit nicht, so dass die Spannkraft der Zuhörer einen Grad erreicht hatte, der als Unkonzentriertheit bezeichnet werden könnte. Es folgte eine Laudatio auf Gregor Gysi und dann - wurde Gregor Gysi ans Pult gebeten. Spontan.

Gregor Gysi ist ein brillanter Rhetoriker, dessen Wortgefechte mit Norbert Lammert im Bundestag eine eigene Fangemeinde bei YouTube haben. Er begann mit einem Lacher und setzte die Serie gut gewählter und humorvoll pointierter Sätze fort. Der seit heute Achtundsechzigjährige vertrete als Anwalt regelmäßig Makler und freue sich über gewonnene Prozesse. Er halte den Kapitalismus für die aktuell einzig sinnvoll praktikable Gesellschaftsordnung und wisse auch nicht so genau, wie "demokratischer Sozialismus" funktionieren solle. Vielleicht irgendwann mal nach seinem Tod. Als Fraktionsvorsitzender habe er aufgehört, weil er an seinen Eltern und politischen Kollegen gesehen habe, wie schlimm es enden könne, wenn man nicht aufhören kann. Das wollte er sich nicht antun und gewann mit dieser Einstellung auch Sympathisanten im rechtskonservativen Lager.

RDM Neujahrsempfang 2016
RDM Neujahrsempfang 2016 im Journalistenclub des Axel-Springer-Verlagshauses
Nach den Reden die nächste Divergenz: Die Gäste begaben sich vom Ostflügel in den Westflügel der neunzehnten Etage. Vom Journalistenclub mit seiner Holztäfelung, seinen Ledersesseln, seinen Stofftapeten, Gemälden und gemütlichen Dinner-Tafeln aus hat man einen freien Blick auf West-Berlin, angefangen vom Rathaus Schöneberg über den Potsdamer Platz, den WELT-Ballon bis zum Kanzleramt.

Nach einigen Gesprächen und einer Stärkung am Buffet standen wir wieder vor der Entscheidung: Paternoster oder Fahrstuhl.

Autor: Matthias Baumann

Donnerstag, 14. Januar 2016

Kurze Wege bei der Telekom - Chatten Sie mit uns!

Wir staunten nicht schlecht als heute eine Gutschrift der Telekom auf dem Firmenkonto eintraf.

Acht Euro Neunundsiebzig waren uns mit vielen Zeilen an Referenzdaten überwiesen worden. Aber warum macht die Telekom das? Hatten wir doch bereits vor drei Jahren alle unsere Verträge dort gekündigt und seitdem keine neue Geschäftsbeziehung angebahnt.

Warum also überweist uns die Telekom nun 8,79 Euro?

Vielleicht ein Marketing-Trick? Einfach mal einen Kleinstbetrag an einen ehemaligen Kunden überweisen, dessen Kontodaten man noch kennt und dessen positive Reaktion abwarten? Dafür war es aber zu viel. Google und Co. überweisen zum Test entweder neunundneunzig Cent oder fünf Euro.

Telekom Buchhaltung Chat
Schnelle Klärung von Buchhaltungsthemen per Chat mit der Telekom
Nun kamen die betriebswirtschaftlichen Erwägungen:

Der Betrag steht auf dem Kontoauszug und wäre damit bei einer Betriebsprüfung zu erklären. Es muss also ein Beleg oder eine Kontonummer zur Rücküberweisung her. Sofort war das Horrorszenario einer halbstündigen Warteschleife mit Entspannungsmusik und dem finalen Klick-Tut-Tut-Tut im Sinn. Da wollte jemand etwas wegen einer Rechnung. Eine halbe Stunde für 8.79 Euro lohnt sich nicht. Was also tun?

Vielleicht gibt es ja bei der Telekom neuerdings auch einen Live-Chat?

Und tatsächlich: Kontakt - Geschäftskunden - Chat starten. Es meldete sich Janina. Nach einer kurzen Begrüßung wurden die Unmengen an Referenzdaten ins Chatfenster kopiert. Es dauerte keine fünf Minuten, da wusste Janina, dass es sich um eine automatische Gutschrift zu einem Vorgang aus Februar 2013 handelte. Das war ja schon drei Jahre her. Einen Beleg habe sie nicht. Der Blick in den 2013er Steuerordner offenbarte, dass tatsächlich eine Gutschrift erstellt worden war mit dem Hinweis, dass diese mit der nächsten Lastschrift verrechnet werde. Solch eine Lastschrift gab es aber nicht mehr.

Der gesamte Chat hatte keine zehn Minuten gedauert, das Problem wurde gelöst und man konnte die Konversation anschließend sogar für die Buchhaltung ausdrucken.

Sehr gut!

Autor: Matthias Baumann

Montag, 11. Januar 2016

Neujahrsempfang des Diplomatischen Korps 2016

171 Botschafter, zwanzig Geschäftsträger und siebzehn weitere Vertreter internationaler Organisationen waren der heutigen Einladung des Bundespräsidenten ins Schloss Bellevue gefolgt. Es stand der Neujahrsempfang des Diplomatischen Korps an.

Neujahrsempfang des Diplomatischen Korps 2016
Neujahrsempfang des Diplomatischen Korps 2016 - Protokollchef Jürgen Mertens verliest die Teilnehmer des Defilees
Etwa vierzig Minuten dauerte das Defilee, welches nach der Reihenfolge der Anciennität ablief. Damit hatte jede Exzellenz zwölf Sekunden zur Begrüßung von Bundespräsident Gauck, Außenminister Steinmeier und BMZ-Chef Müller. Rein statistisch also vier Sekunden je Handschlag und zum Wechseln einiger Worte.

Neujahrsempfang des Diplomatischen Korps 2016
Chinesischer Botschafter Shi Mingde und Bundespräsident Gauck
Der Reigen wurde vom Doyen des Diplomatischen Korps, dem Nuntius des Vatikans eingeleitet. Er ist der aktuell am längsten in Deutschland eingesetzte Botschafter und war deshalb auch anschließend für die Rede des Diplomatischen Korps an die deutschen Repräsentanten zuständig. Im Reden ist Erzbischof Eterovic geübt, nicht nur vor der Bundeskanzlerin und im Schloss Bellevue, sondern auch beim Predigen in der Kirche. Im Internet können regelmäßig neue Predigten und Ansprachen von ihm heruntergeladen werden.

Einige der Botschafter und Botschafterinnen waren wieder in Nationaltracht erschienen, was die allgemeine Schwarz-Grau-Optik farbenfroh durchmischte. Besonders afrikanische und südamerikanische Staaten werden häufig von Frauen vertreten. Man freut sich dann immer wieder, wenn bekannte Exzellenzen noch nicht versetzt wurden. Die Botschafter von China, Nicaragua, Kosovo, USA, Neuseeland, Australien und Großbritannien hatten wir ja bereits persönlich kennen gelernt.

Neujahrsempfang des Diplomatischen Korps 2016
Rede des Apostolischen Nuntius Eterovic beim Neujahrsempfang des Diplomatischen Korps 2016
Schwerpunkt der Rede von Bundespräsident Gauck war ein Aufruf an die Staatengemeinschaft zum entschlossenen Vorgehen gegen den internationalen Terrorismus. Auch das 70-jährige Bestehen der Vereinten Nationen kam zur Sprache und die Flüchtlingssituation. Letztere sei auf Gründe wie Krieg, Staatszerfall, Armut, Hunger und Perspektivlosigkeit zurückzuführen. Joachim Gauck würdigte auch in diesem Jahr die diplomatischen Erfolge, die eher im Verborgenen im Stil des Chatham House ablaufen und so manch einen weltpolitischen Erfolg erzielen konnten.

Neujahrsempfang des Diplomatischen Korps 2016
Networking beim Neujahrsempfang des Diplomatischen Korps 2016
Danach war Zeit zum entspannten Austausch bei Wasser, Saft und Wein.

Video:
Neujahrsempfang des Diplomatischen Korps bei Bundespräsident Gauck

Autor: Matthias Baumann

Freitag, 8. Januar 2016

IHK Neujahrsempfang 2016

Voll war es auch in diesem Jahr wieder beim Neujahrsempfang der IHK Berlin. Auf dem Rondell vor dem Haupteingang drängelten sich die Limousinen mit Blaulicht und Chauffeur. Polizisten halfen beim Einparken und wiesen auf die schwer sichtbaren Poller hin.

Wir drängten am Blitzlichtgewitter vor der Fotowand von IHK und Handwerkskammer vorbei, vorbei auch an Renate Künast, die eigentlich immer am IHK Neujahrsempfang teilnimmt. Nachdem wir uns ein Glas Rotwein gegriffen hatten, bahnten wir uns weiter den Weg durch die zahlreichen Gäste.

IHK Neujahrsempfang 2016 IHK Berlin
IHK Neujahrsempfang 2016
Einer der ersten Bekannten war wie üblich Klaus-Rüdiger Landowski (CDU). BVG-Chefin Nikutta unterbrach ihr Gespräch und begrüßte uns. Mit Innensenator Frank Henkel und Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer wechselten wir ein paar Worte. Zudem trafen wir Karl-Heinz Knüfermann von der DeBeKa, Leonhard Müller von der Berliner Uhrenmanufaktur Askania und weitere Akteure der regionalen Wirtschaft wie Gülnur Nadarajah von JetPak oder Sandeep Jolly. Der immer wieder gern zitierte Satz "Der preiswerteste Herzinfarkt ist der mit Todesfolge", fiel uns bei der Begegnung mit Charité-Chef Max Einhäupl ein. Passend dazu trafen wir auch mehrfach Herzspezialist Roland Hetzer sowie die Führungsriege des Tagesspiegels.

Die Reden wurden wie üblich von den Präsidenten der IHK Berlin und der Handwerkskammer Eric Schweitzer und Stephan Schwarz, sowie dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller gehalten. Leider kam akustisch kaum etwas bei uns an.

Am Rand des Geschehens hatten verschiedene Firmen Informationsstände aufgebaut. Auch BMW war mit einem X1 dabei. Das Buffet reichte von deftig bis süß und hatte wohl Berlin zum Hauptthema. Das zeigte sich insbesondere an Currywurst, Bouletten und Mini-Pfannkuchen.

Autor: Matthias Baumann

Freitag, 25. Dezember 2015

Schloss Meseberg und die Bio-Gans

Die Pute von Panem hat nun eine aristokratische Gefährtin gefunden: die Gans von Meseberg.

Meseberg - ein Dorf mit etwa 150 Einwohnern - liegt nördlich von Berlin inmitten der Seenlandschaft von Stechlin, Gransee und Rheinsberg.

Schloss Meseberg
Schloss Meseberg
Nur knapp 60 Kilometer muss der Staatsgast vom Flughafen Tegel bis zu seiner temporären Residenz am Huwenowsee zurücklegen. Auch den Fahrern der Motorradeskorte sollte die Überlandfahrt auf der B96 Freude bereiten. Die berüchtigten Blitzer Brandenburgs fehlen auf dieser Strecke und der Feldweg von der B96 nach Meseberg ist nun einer glatten, gut und schnell befahrbaren Asphaltstraße gewichen. Die Kanzlerin erscheint hier auch gelegentlich - per Bundeswehrhubschrauber.

Aber warum Brandenburg? Warum Meseberg? Schloss Meseberg war vor zwanzig Jahren noch eine Bauruine. Wir besuchten damals Tante Marianne, bei der meine Frau viele Jahre ihre Sommerferien verbracht hatte. Enten, Gänse und Hunde tollten hinter dem Haus. Eine Katze fauchte uns an. Einige Jahre später, während der Beerdigung von Marianne, ließ unsere Tochter ihre ersten lauten Sätze in der renovierungsbedürftigen Dorfkirche erschallen. Der Pfarrer war über das ungeplante "Echo" irritiert.

Schloss Meseberg diente nach dem Krieg als Kindergarten und Schule. Onkel Gerd kann sich noch gut an diese Zeit erinnern. Nach der Wende hatte es Zeit zum weiteren bausubstanziellen Verfall. 1995 wurde das Schloss von der Messerschmidt-Stiftung gekauft und innerhalb der folgenden zehn Jahre denkmalgerecht saniert und restauriert. 2004 entschied sich die Bundesregierung zur Nutzung des Schlosses als Gästehaus. Drei Jahre später erfolgte die Schlüsselübergabe an den damaligen Kanzleramtschef Thomas de Maizière.

Auch die Dorfkirche hat inzwischen eine Renovierung erlebt. Thymo von Rauchhaupt, der Schlossherr von Dieskau, erklärte uns einst die Regel: "Zuerst die Kirche. Dann das Schloss"!

Schloss Meseberg Dorfkirche
Dorfkirche in Meseberg - rechts im Hintergrund das Schloss
Als wir an den hohen Zaun treten, fahren vorsorglich die rot leuchtenden Poller herunter. Das Tor bleibt jedoch verschlossen. Einmal im Jahr gibt es einen Tag der offenen Tür. Bei der ersten Öffnung waren noch 2.500 Neugierige erschienen. Inzwischen habe sich der Ansturm etwas gelegt, weiß Onkel Gerd zu berichten. Die Kanzlerin sei dann auch immer vor Ort. Er habe sogar schon mit Thomas de Maizière ein Bier getrunken und über seinen Alltag als Bauer von Meseberg geredet. Im Dorfkrug erfahren wir, dass Angela Merkel gerne ein Gläschen Wein trinkt und immer bar bezahlt. Die Bundesregierung schreibe nicht an. Deshalb können auch wir das leckere Essen nicht mit Karte bezahlen. Nur Bares ist Wahres.

Frau und Tochter von Onkel Gerd arbeiten im Schloss bzw. dem sich daran anschließenden Schloss-Hotel. Das Schloss hat den Bewohnern von Meseberg neue Perspektiven eröffnet. Bundespolitik und Weltpolitik ganz nah. Es wird schon von einem deutschen Camp David geredet. Medwedew, Cameron und George W. Bush waren bereits zu Gast in Meseberg. Wolfgang Schäuble sei auch öfter hier. Mehrere Klausurtagungen der Bundesregierung haben auf Schloss Meseberg stattgefunden.

Schloss Meseberg Dorf Bauern Gans
Gans von Meseberg auf dem Tisch von Oma und Opa
Onkel Gerd zeigt uns seine Werkstatt, während sein ununterbrochen arbeitender Sohn Berge von Baumstämmen zersägt. Vier kleine Schweine holt er aus einem Stall und lässt die Städter staunen. Ein ganz großes Schwein besuchen wir im Nachbarstall. Enten und Gänse sehen wir nicht. Die sind schon alle für Weihnachten vorbereitet. Zum krönenden Abschluss unseres Besuches überreicht er uns eine prall gefüllte Tüte: eine echte Gans von Meseberg!

Autor: Matthias Baumann

Mittwoch, 16. Dezember 2015

Angela Merkel empfängt Angehörige von Soldaten und Polizisten im Auslandseinsatz

Der Text in der Einladung lautete: "Bundeskanzlerin Merkel empfängt Angehörige von Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr sowie von Polizistinnen und Polizisten im Auslandseinsatz".

Angela Merkel Angehörige Soldaten Polizisten Auslandseinsatz
Angela Merkel empfängt Angehörige von Soldaten und Polizisten im Auslandseinsatz im Bundeskanzleramt
Wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Etwa 80% der heute anwesenden Pressevertreter hatten Sterne, Uniformen und blank geputzte Schuhe erwartet. Stattdessen konnte der aufmerksame Journalist bereits am Eingang des Kanzleramtes über die ungewohnte Präsenz junger Mütter stutzig werden. Kinderwagen wurden im Foyer an Alexander Dobrindt und Manuela Schwesig vorbeigeschoben.

Angela Merkel Angehörige Soldaten Polizisten Auslandseinsatz
Angela Merkel mit Kindern von Soldaten und Polizisten im Auslandseinsatz
Es ging also nicht um die Angehörigen der Bundeswehr oder Polizei selbst, sondern um die Angehörigen der Angehörigen von Bundeswehr und Polizei im Auslandseinsatz. Wobei damit auch wiederum nicht die Angehörigen im Auslandseinsatz gemeint waren, sondern die Angehörigen der Angehörigen von Bundeswehr und Polizei, die sich zur Zeit im Auslandseinsatz befinden.

Angela Merkel Angehörige Soldaten Polizisten Auslandseinsatz
Angela Merkel mit Kindern von Soldaten und Polizisten im Auslandseinsatz
Die Angehörigen jedenfalls mit ihren Kindern sahen sich zunächst das Bundeskanzleramt an. Ein äußerst interessanter Bau, der von den Berlinern liebevoll als "Waschmaschine" bezeichnet wird und im Inneren so manch eine spannende Sichtachse freigibt. Ganz oben befindet sich die Skylobby. Von dort aus führen zwei runde Treppen auf eine runde Zwischenebene. Von der runden Zwischenebene aus führen zwei weitere runde Treppen zur nächst tieferen Etage. Die Optik erinnert an die Zentrifugalwirkung des Wassers im Schleudergang eines Waschvollautomaten.

Bundeskanzleramt Skylobby
Bundeskanzleramt - Skylobby mit Blick auf den Bundestag
Die Zwischenetage wurde heute von der Kanzlerin für eine kurze Ansprache genutzt, während sich die Angehörigen der Angehörigen wie in einem Amphitheater auf der einen runden Treppe platziert hatten. Auch Innenminister Thomas de Maizière, Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, Polizeihauptkommissarin Diana Rempis und das Angehörigenkind Lennox waren dabei.

Es herrschte eine familiäre Stimmung.

Angela Merkel avisierte für den Nachmittag eine Konferenzschaltung zu den verschiedenen Einsatzorten der Angehörigen. Die Bundeswehr engagiert sich inzwischen in vielen Teilen der Welt:

Resolute Support in Afghanistan
KFOR im Kosovo
Ausbildungsunterstützung im Irak
EUNAVFROD MED "Sophia" im Mittelmeer
ATALANTA am Horn von Afrika
EUTM in Mali
UNAMID in Darfur
MINURSO in der Westsahara
UNMIL in Liberia

Polizisten seien zwar nicht so zahlreich, aber dafür mit besonderen Kompetenzen auf dem Erdball unterwegs:

EUMM in Georgien
UNMISS im Südsudan
German Police Protection Team in Afghanistan
Generalkonsulat Masar-e Sharif in Afghanistan

Die obige Aufstellung zeigt, dass es bei den Einsätzen neben militärischen Zwecken auch um Schulung zur Selbsthilfe und humanitäre Einsätze geht.

Die Bundeskanzlerin dankte den Angehörigen, dass sie ihren Angehörigen im Ausland hier vor Ort so gut den Rücken frei halten.

Angela Merkel Soldaten Polizisten Auslandseinsatz
Angela Merkel empfängt Angehörige von Soldaten und Polizisten im Auslandseinsatz
Neu war in ihrer Rede auch der Trend zur Präventivbehandlung des Flüchtlingsthemas vor Ort.

So könne es nicht sein, dass Deutschland in Afghanistan für Schutz sorge und dennoch ein Exodus der dortigen Bevölkerung nach Europa stattfinde. Das Ausmaß der Inlandsflucht in Syrien und Irak ist gigantisch. Zählt man die sieben Millionen Syrer und die dreieinhalb Millionen Iraker zusammen, kommt man bereits auf eine achtstellige Anzahl sich allein regional bewegender Flüchtlinge.

Video:
Rede von Bundeskanzlerin Angela Merkel vor Angehörigen von Angehörigen der Bundeswehr und der Polizei

Autor: Matthias Baumann

Montag, 7. Dezember 2015

Blog überschreitet die 100.000er-Marke

Pünktlich einen Tag nach Nikolaus, einen Tag, nachdem Kulturstaatsministerin Grütters im Beisein des amerikanischen und des britischen Botschafters die Chanukka-Kerze am Brandenburger Tor entzündet hat und genau an dem Tag, wo sich im CVJM die Arbeitskreise Suchmaschinenoptimierung und YouTube treffen, überschreitet der BTB concept Blog alias Presseorgane.de alias BTB.press die 100.000er-Marke.

Bis zum 19.08.2015 hatte es einen harten Wettbewerb zwischen dem YouTube-Kanal und dem Blog gegeben. Im August hatte der YouTube-Kanal die 100.000er-Marke geknackt und innerhalb der nächsten dreieinhalb Monate weitere 50% draufgelegt.

Die Ergebnisse betätigen unsere Theorie, dass ein regelmäßiges Befüllen und durchdachtes Tagging zusammen mit entstandener Besuchsrelevanz - profan auch als Klickraten zu bezeichnen - Steigerungspotenzial in Form einer Zinseszinskurve hat.

BTB concept Blog YouTube Presse SEO
BTB concept Blog überschreitet die 100.000er-Marke
Im Blog schreiben wir schon lange nicht mehr nur über technische Themen, sondern widmen uns vorrangig den Trends und Ereignissen der aktuellen Wirtschafts- und Tagespolitik.

Die Besucher kommen aus aller Welt und gelangen zumeist über Google auf unsere Seiten. Dabei tauchen die Suchanfragen "julia klöckner", "btb concept", "pkm sommerfest", "kurze rede" besonders häufig auf. Am beliebtesten sind unsere Artikel zum PKM-Sommerfest, IMaGE, dem Bundesrat, Fonds Finanz, diversen Kongressen und Fahrzeugtests. Bei YouTube hingegen positionieren sich Videos zur Queen, zum japanischen Ministerpräsidenten oder zu den verschiedenen Auftritten der Ehrenformation ganz weit oben.

Mac-Nutzer müssen nun tapfer sein:

63% der Besucher nutzen Microsoft-Betriebssysteme, 10% Linux und 12% Mac OS. Der Rest verteilt sich auf Mobilsysteme und Exoten. Firefox liegt mit 46% als Browser ganz weit vorn, gefolgt von Chrome mit 24% und dem Internet Explorer mit 14%.

Wir sind gespannt, wie sich die Statistik weiterentwickelt.

Autor: Matthias Baumann

Freitag, 4. Dezember 2015

Orden für das Ehrenamt

Sechzehn Frauen und zehn Männer wurden anlässlich des morgigen Tages des Ehrenamtes im Schloss Bellevue durch Bundespräsident Gauck ausgezeichnet.

Dem Bundespräsidenten war es wichtig, dass heute eine überproportionale Anzahl Frauen das Schloss mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verlassen. Es seien normalerweise Männer, die sich die Lorbeeren anstecken, während Frauen im Hintergrund die eigentliche Arbeit leisten.

Verdienstorden Ehrenamt
Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland zum Tag des Ehrenamtes
Damit auch die Vergabe der Orden ohne besondere Herausstellung einzelner Projekte erfolgen konnte, wurden die Ehrengäste nach dem Alphabet aufgerufen. Es begann mit einem Mann: Recep Aydin. Nicht zu verwechseln mit Hanefi und Gürsel Aydin aus Berlin, deren Döner die Kanzlerin so mag. Recep Aydin setzt sich in Kornwestheim für ein gutes Miteinander von Deutschen und Menschen mit türkischer Zuwanderungsgeschichte ein.

Darauf folgte Bettina Bauer aus Potsdam und eröffnete damit den Verleihungsreigen der ehrenamtlichen Damen.

Engagement im Rahmen der Kirche, der Aufarbeitung regionaler Geschichte, der Verständigung zwischen Ost und West, der UNO-Flüchtlingshilfe, der Friedlichen Revolution 1989 und deren Nacharbeiten, der Sportförderung, der Palliativhilfe und weiterer ehrenamtlich betriebener Projekte.

Verdienstorden Ehrenamt
Verdienstorden für Günther Hinterberg - Gründer des Vereins AntiRost Braunschweig
Joachim Gauck hatte die Ehrenamtlichen in seiner Vorrede als "Säulen unserer Bürgergesellschaft" bezeichnet, die eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung unseres Zusammenlebens einnehmen. Ehrenamtliche überwinden Grenzen, bauen Brücken und ebnen die Wege des Miteinnanders.

Zwei Projekte waren dann aber doch besonders haften geblieben:

Günther Hinterberg aus Niedersachsen gründete vor elf Jahren den Verein AntiRost Braunschweig. AntiRost hält Menschen fit, die das Berufsleben hinter sich gelassen haben. Die Senioren von AntiRost geben ihr wertvolles Wissen an Gleichaltrige, Berufstätige, Jugendliche und Kinder weiter.

Verdienstorden Ehrenamt
Verdienstorden für Barbara Schöneberger und Dr. Daniela Lesmeister
Barbara Schöneberger aus Berlin wurde als Botschafterin des Kinderhilfswerkes "terre des hommes" vorgestellt und zog nach der Veranstaltung ein wahres Blitzlichtgewitter an. Eine als Moderatorin und Fundraiserin bekannte Frau, die mit Ehrenamt und Orden äußerst fotogen vor dem Bundesadler wirkte.

Verdienstorden Ehrenamt
Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland zum Tag des Ehrenamtes
Die sechsundzwanzig Geehrten durften gestern bereits eine Schlossführung genießen und nach Nationalhymne und Gruppenfoto heute auch ein Flying Buffet mit dem Bundespräsidenten.

Video: Nationalhymne

Autor: Matthias Baumann

Mittwoch, 2. Dezember 2015

Deutscher Zukunftspreis 2015

Nicht immer wird eine Idee zum Erfolg. Aber Misserfolge stellen für den Wissenschaftler eine Herausforderung zum Weitermachen dar. Trial and Error.

Die letztgenannte Aussage wurde von einem der heutigen Preisträger, Prof. Dr. med. Ardeschir Ghofrani von der Universitätsklinik Gießen, bei der Aufzeichnung der ZDF-Sendung mit Maybrit Illner gemacht. Der Mediziner gehörte zum Siegerteam des Deutschen Zukunftspreises.

Deutscher Zukunftspreis 2015
Deutscher Zukunftspreis 2015 - Bundespräsident Joachim Gauck und Preisträger Prof. Dr. Johannes-Peter Stasch
Zusammen mit Prof. Dr. Johannes-Peter Stasch und Dr. Reiner Frey hatte er einen Wirkstoff gegen den Bluthochdruck im Lungenkreislauf gefunden. Während der Blutdruck mit herkömmlichen Messmethoden äußerlich normal erscheint, kann sich im inneren Lungenkreislauf bereits ein erheblicher Druck aufgebaut haben, der im ungünstigsten Fall zum Herzversagen führt. Betroffene leiden vorab oft mehrere Jahre an starker Atemnot. Bisher wurden sie mit Nitroglycerin behandelt, welches auch vom Sprengstoff her bekannt ist. Der neue Wirkstoff mit dem Handelsnamen ADEMPAS ist bereits in 50 Ländern zugelassen.

"Aus Ideen Erfolge machen" lautet der Hauptslogan des Deutschen Zukunftspreises. Es wird erwartet, dass das neue Medikament nicht nur erheblich zur Gesundung der Lungenhochdruck-Patienten beiträgt, sondern auch einen Spitzenumsatz von 500 Millionen Euro einspielt.

Apropos einspielen: der Preis selbst ist mit 250.000 Euro dotiert und wird von verschiedenen namhaften Stiftungen finanziert. Man kann sich übrigens nicht selbst bewerben, sondern die innovativen Teams werden von einer wissenschaftlichen Jury vorgeschlagen. Erst in der letzten Sitzung wird der Gewinner entschieden. Die drei überzeugendsten Projekte werden nominiert und im Rahmen der Preisverleihung vorgestellt. Der Bundespräsident hat dann die Aufgabe, den Umschlag mit der Gewinnerinformation zu öffnen.

Deutscher Zukunftspreis 2015
Deutscher Zukunftspreis 2015 in der Station - hier findet auch die Fashion Week statt
Erstmalig wurde der Deutsche Zukunftspreis 1997 übergeben. Damals ging es um Laser-Großbildprojektoren. Heute standen neben den Pharmaexperten auch ein Team aus dem Flugzeugbau und der Automobilindustrie auf der Bühne. Peter Sander von Airbus stellte eine innovative Teileproduktion per Titan-3D-Druck vor, die der Herausforderung von Stabilität und Leichtgewicht gerecht wird. Ralf Bornefeld von Infineon hatte zusammen mit seinem Team einen Radarchip entwickelt, der so preiswert produzierbar ist, dass er sich auch im Massenmarkt von Klein- und Mittelklassefahrzeugen etablieren kann. Dr. Rudolf Lachner von Infineon freut sich schon jetzt auf das fahrerlose Zurücklegen seiner Fahrstrecken.

Bundespräsident Gauck schlug im Gespräch mit Maybrit Illner und Hofgeiger Daniel Hope eine Brücke zwischen Kunst und Wissenschaft, zwischen "wir haben fertig" und "jetzt geht etwas ganz neues los". Auch Einstein soll seine Geige immer dabei gehabt haben.

Im Anschluss gab es im Rahmen eines Empfangs Gelegenheit zum Austausch mit dem Bundespräsidenten und den Preisträgern.

Autor: Matthias Baumann

Montag, 30. November 2015

Agenda 2016 beim Tagesspiegel

Die heute beim Tagesspiegel stattfindende "Agenda 2016" ist ein innovatives Format, wirtschaftspolitische Stimmungen zu ermitteln.

Auf den Plätzen liegen Taschenrechner ähnliche Geräte mit der Aufschrift "SunVote". Jeder Teilnehmer ist angehalten, Redebeiträge und deren Überzeugungskraft mit den Zahlen von 1 bis 5 zu bewerten, wobei 5 die Bestnote darstellt.

Tagesspiegel Agenda 2016
Agenda 2016 beim Tagesspiegel mit digitaler Voting-Technik
Ungewöhnlich ist auch die Sitzordnung. Diese ist mit der Bestuhlung einer alten Kirche vergleichbar, wo rechts und links neben der Kanzel - hier Rednerpult - mehrere Stuhlreihen aufgestellt sind und der Rest des Plenums mit dem Gesicht frontal dem Redner zugewandt ist - mit Blick durch die Schneise der Botschafter, Referenten, Bundestagsabgeordneten und Experten.

Die Agenda 2016 beschäftigt sich mit den vier aktuellen Schwerpunktthemen Klimawandel, Freihandel, Digitales und Flucht. Innerhalb von fünf Minuten muss das Briefing des jeweiligen Verbandsvorsitzenden auf den Punkt gebracht sein. Eine große Digitaluhr zählt die Zeit unbarmherzig herunter. Stehen nur noch 30 Sekunden zur Verfügung schallt ein lautes Räuspern durch die Lautsprecher. Mit Ablauf der Zeit erschallt ein weihnachtliches Glöckchen. Hier scheiden sich die Vermittler hohler Phrasen von Experten, die ihr Anliegen klar und mit wenigen Worten auf den Punkt bringen können.

Tagesspiegel Agenda 2016
Agenda 2016 beim Tagesspiegel - die Zeit läuft für Dr.-Ing. Anke Tuschek vom BDEW
Besonders positiv fiel Dr. Fritz Brickwedde, Präsident des Bundesverbandes Erneuerbare Energie, auf. Er konnte seine Position innerhalb von dreieinhalb Minuten vermitteln. Sein Nachredner beanspruchte dessen gesparte eineinhalb Minuten und wurde mit einem Räuspern und dem Glöckchen abgemahnt. Hans Jürgen Kerkhoff von der Wirtschaftsvereinigung Stahl endete genau mit dem Glöckchen und konnte uns mit seiner Argumentation bezüglich der Energierückgewinnung in der Stahlindustrie am besten überzeugen.

Letztendlich hielten sich die Votings aber für alle Briefings in etwa die Waage und bewegten sich zwischen 3,2 und 4,2. Nach den Briefings trat das jeweilige Entscheider-Forum aus Regierung, Opposition und Wissenschaft auf und konnte ohne Zeitbegrenzung auf die Vorredner eingehen.

Anschließend erfolgte eine weitere Meinungserhebung zur Priorisierung der Anliegen aus dem thematisierten Bereich.

Tagesspiegel Agenda 2016
Agenda 2016 beim Tagesspiegel
Stephan-Andreas Casdorff wies in seinem Begrüßungsstatement explizit auf den Dialoggedanken hin. Damit dieser praktiziert werde, sei diese spezielle Sitzordnung gewählt worden. Zudem wurden mehrere längere Pausen eingebaut, die einen regen Austausch ermöglichten.

Zwei Höhepunkte stellten die Reden von Wirtschaftsminister Gabriel und die Abschlussrede von Gesundheitsminister Gröhe dar. Wie auch schon bei den jüngsten Tagungen des BDI und des BDA gibt sich Sigmar Gabriel zur Zeit sehr verständnisvoll für die Befindlichkeiten der potenziellen Wähler. So sei nicht jeder, der die aktuelle Flüchtlingspolitik hinterfrage, automatisch rechtsradikal.

Der Saal war bis auf den letzten Platz besetzt. Welche Anregungen die Entscheider auf ihre eigene Agenda 2016 schreiben, wird die Praxis zeigen.

Autor: Matthias Baumann

Samstag, 28. November 2015

Grundschüler aus Pankow im Schloss Bellevue

Am gestrigen Black Friday waren es Kinder aus der vierten bis sechsten Klasse der Elizabeth-Shaw-Grundschule Berlin-Pankow, die den Weihnachtsbaum im Ehrenhof des Schlosses Bellevue zum Leuchten bringen durften.

Elizabeth-Shaw-Grundschule Schloss Bellevue Bundespräsident Gauck
Elizabeth-Shaw-Grundschüler bei Bundespräsident Gauck im Schloss Bellevue
Ein Leuchten ging vorab bereits über das Gesicht des Bundespräsidenten als er die kleinen Sänger mit den grünen T-Shirts erblickte. Joachim Gauck, als ehemaliger Pfarrer voll im Element, begrüßte die Kinder, Lehrer und die Presse und erzählte kurz von seinen Weihnachtserfahrungen. Zu Weihnachten werde die Geburt von Jesus Christus gefeiert und viele der als Flüchtlinge in Deutschland eintreffenden Kinder wissen das noch gar nicht. Ein klarer Auftrag an die Kleinen, dieses Wissen weiterzugeben.

Elizabeth-Shaw-Grundschule Schloss Bellevue Bundespräsident Gauck
Elizabeth-Shaw-Grundschüler und Weihnachtsunterricht mit Bundespräsident Gauck
Die sangesfreudigen Grundschüler hatten fünf Lieder und zwei Gedichte für den Präsidenten vorbereitet, die sie unter Applaus und Instrumentalbegleitung präsentierten. Nicht ohne Grund hat die Schule das Senatszertifikat "Musikalische Grundschule Berlin" erhalten.

Elizabeth-Shaw-Grundschule Schloss Bellevue Bundespräsident Gauck
Elizabeth-Shaw-Grundschüler singen im Ehrenhof des Schlosses Bellevue
Auf dem schwarz-rot-goldenen Druckschalter gab ein Aufkleber letzte Handlungsempfehlungen: "FESTE DURCHDRÜCKEN". Sechs Kinder durften zusammen mit Joachim Gauck feste durchdrücken. Und die Lichterkette an der elf Meter hohen Nordmanntanne aus Dänemark erstrahlte. Es strahlten auch die Kinder, der Präsident und Daniela Schadt, die noch das Buch "Wie ich nach Berlin kam" von Elizabeth Shaw in der Hand hielt. Kurz darauf hielten fast alle Kinder Tassen mit warmem Kakao und einen Geschenkebeutel in der Hand. Hausaufgabenhefte und Tagebücher wurden gezückt und Autogramme des Schlossherrn gesammelt.

Elizabeth-Shaw-Grundschule Schloss Bellevue Bundespräsident Gauck
Elizabeth-Shaw-Grundschüler und Bundespräsident Gauck schalten die Lichterkette ein
Anschließend gingen die Kinder in das Schloss. Sie lernten auch, dass Joachim Gauck dort zwar arbeitet, aber nicht wohnt.

Videos:
Elizabeth-Shaw-Grundschüler singen "Wir feiern ein Fest der Freude".
Elizabeth-Shaw-Grundschüler singen "Auf Tochter Zion schmücke dich".

Autor: Matthias Baumann

Elizabeth-Shaw-Grundschule Schloss Bellevue Bundespräsident Gauck
Stilechter Schalter für die Lichterkette des Weihnachtsbaumes vor dem Schloss Bellevue

Freitag, 27. November 2015

Georgische Verteidigungsministerin in Berlin

Gleich fünf Kreuze zieren die Flagge Georgiens. Georgien hat das gleiche Vaterunser und steht an vorderster geografischer Front, wenn es um die inzwischen so fragil gewordene Grenzlinie zwischen christlichem Abendland und islamistischem Rechtgläubigkeitsanspruch geht.

Georgische Verteidigungsministerin bei Ursula von der Leyen
Georgische Verteidigungsministerin Tinatin Khidasheli bei Ursula von der Leyen
Georgien liegt zwischen Russland und der Türkei an der Ostseite des Schwarzen Meeres. Es hat knapp viereinhalb Millionen Einwohner, deren Nachnamen gefühlt zu 80%  auf "whili" enden. Georgien hat ein sehr eigenes Schriftbild und eine sehr eigene Sprache mit südkaukasischen Wurzeln.

Georgische Soldaten wurden in den letzten Monaten in Deutschland auf ihren Afghanistan-Einsatz vorbereitet und absolvierten gerade auf dem Truppenübungsplatz Altmark ihre Abschlussübung. In Afghanistan zeichnen sie unter anderem für den Schutz des deutschen Camps Masar-i Scharif mitverantwortlich. 130 Georgier bilden dort zur Zeit eine schnelle Eingreiftruppe (Quick Reaction Force).

Georgische Verteidigungsministerin bei Ursula von der Leyen
Georgische Verteidigungsministerin Tinatin Khidasheli bei Ursula von der Leyen (links Oberst Hubertus von Rohr)
Die Zusammenarbeit ist sehr eng, eine gut funktionierende Zusammenarbeit von der Leben und Tod deutscher und georgischer Soldaten abhängen.

Verteidigungsministerin Tinatin Khidasheli lief deshalb heute auch sehr ernst neben Ursula von der Leyen her als nach der Begrüßung mit militärischen Ehren ein Kranz am Ehrenmahl der Bundeswehr niedergelegt wurde. Das Sterben deutscher und georgischer Soldaten ist keine theoretische Gefahr mehr, sondern greifbare Realität.

Videos:
Georgische Verteidigungsministerin - Ankunft und Nationalhymnen
Georgische Verteidigungsministerin - Ehrenformation marschiert an den Ministerinnen vorbei

Autor: Matthias Baumann

Dienstag, 24. November 2015

BDA Deutscher Arbeitgebertag 2015

Fahrzeugfabrikate aus Frankreich mit Diplomatenkennzeichen und Kopfhörer auf den Plätzen im großen Saal des Estrel Convention Centers an der Sonnenallee sprachen eine deutliche Sprache: Französisch.

BDA Deutscher Arbeitgebertag 2015
BDA Deutscher Arbeitgebertag 2015 auf französisch
Nach der Mittagspause des Deutschen Arbeitgebertages 2015 der BDA Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände wurden Wirtschaftsminister Gabriel und sein französischer Amtskollege Macron erwartet.

Bei Rednern und Gästen gab es deutliche Schnittmengen zum BDI Tag der Deutschen Industrie 2015. Auch Angela Merkel war für eine Rede angekündigt. Nur dass heute statt des britischen Finanzministers der französische Wirtschaftsminister eingeladen war.

Die britische Botschaft ist von der französischen nur durch den - wie tendenziös - Pariser Platz getrennt und deren Botschafter eifern regelmäßig um die besten Zahlen bei den Beziehungen zu Deutschland. Emmanuel Macron brach heute ein Tabu: er redete auf Englisch. Konvergenz?




BDA Deutscher Arbeitgebertag 2015
BDA Deutscher Arbeitgebertag 2015 - französischer Wirtschaftsminister Emmanuel Macron
Zunächst ging er detailliert auf die Divergenzen in der EU ein, lobte die Großzügigkeit der Deutschen in der aktuellen Flüchtlingssituation und kam dann wieder auf Divergenzen und deren Risiken zurück. Am Ende seiner Rede platzierte er die Forderung nach Konvergenz bei der Schaffung eines gemeinsamen Haushaltes und den Einsatz eines gemeinsamen Kommissars.

Interessant waren seine politisch korrekten Beschreibungen der Attentäter von Paris. Es sagte, dass es Franzosen und Belgier gewesen seien und differenzierte nicht zwischen Staatsangehörigkeit und Zuwanderungsgeschichte.


BDA Deutscher Arbeitgebertag 2015
BDA Deutscher Arbeitgebertag 2015 - Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel
Das war eine gelungene Vorlage für Sigmar Gabriel. Dieser nehme in Deutschland eine wachsende Nationalisierung wahr, die aus den oben genannten Divergenzen hervorgehe. Deutschland als Zahlmeister, der bei Hilfegesuchen allein gelassen werde. Renationalisierung und Desintegration mache sich zunehmend in europäischen Regierungen breit. Die EU werde als Problem statt als Lösung gesehen, was einen fatalen Befund darstelle.

Die EU habe lange die hellen Seiten der Globalisierung gesehen und genossen: Märkte, Umsätze, Möglichkeiten. Bei den dunklen Seiten habe man weggeschaut. Und wo ist sie nun, die Solidarität in Europa? Die Antwort auf die Herausforderungen seien in der EU das Erbsenzähler- oder das Sankt-Florians-Prinzip: "Heiliger Sankt Florian, verschon mein Haus, zünd andre an". Applaus gab es, als Sigmar Gabriel zum Schulterschluss mit Russland aufrief. Große Koalition im Kampf gegen den Terrorismus.


BDA Deutscher Arbeitgebertag 2015
BDA Deutscher Arbeitgebertag 2015
Laut Sigmar Gabriel werde die Politik zur Zeit von den Tatsachen überrannt und könne sich gar nicht mehr auf die kurz vorher noch als wichtigste Aufgaben deklarierten Themen konzentrieren. So forderte auch er die Rückkehr zum liegen gebliebenen Tagesgeschäft.

Konvergenz - das lebt er praktisch. Am Wochenende nahm er kurzentschlossen seine Frau und seine Tochter mit nach Frankreich und besuchte dort die Familie Macron. Der persönliche Austausch unter Spitzenpolitikern kann so manch eine Weiche stellen, die über Jahre im Sumpf der Bürokratie eingerostet war.


BDA Deutscher Arbeitgebertag 2015
BDA Deutscher Arbeitgebertag 2015
Neben den Wirtschaftsministern und der Bundeskanzlerin traten heute noch Telekom-Vorstand Timotheus Höttges, Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer, der Migrationsbeauftragte Frank-Jürgen Weise, Bundesminister Alexander Dobrindt und weitere spannende Persönlichkeiten auf.

Frank-Jürgen Weise versuchte die angespannte Qualifizierungslage bei den Zuwanderern zu beschwichtigen. Innerhalb von fünf Jahren sollten 50% in Beschäftigung sein und innerhalb von zehn Jahren sogar 70%. Analphabeten gebe es nicht nur unter Flüchtlingen, sondern auch zur Genüge in Deutschland. Während den Deutschen sämtliche Bildungswege offen stünden, habe ein Flüchtling vielleicht bisher nie die Chance zum Besuch einer Schule gehabt.

Die Arbeitgeber an den Stehtischen löffelten milde lächelnd ihre Kartoffelsuppe und betrachteten die Ausführungen ambivalent.

BDA Deutscher Arbeitgebertag 2015
BDA Deutscher Arbeitgebertag 2015 - Charta der Vielfalt
Networking nahm bei diesem Deutschen Arbeitgebertag 2015 des BDA einen hohen Stellenwert ein. Dazu gab es diverse Pausen und große einladende Stände von Telekom, Deutscher Bank & Co. Auch die Charta der Vielfalt präsentierte sich mit frischem Design und neuen Imagebroschüren. Die Deutsche Bank und die Deutsche Bahn sind Vorreiter beim Thema Diversity. Divergenz? Nein, Diversity! Chancen der Vielfalt statt Risiken der Vielfalt. Die Charta der Vielfalt macht es vor, wie aus Divergenz mithilfe von Diversity eine neue Qualität der Konvergenz geschaffen werden kann.

Autor: Matthias Baumann

Mittwoch, 18. November 2015

9. Nationaler IT-Gipfel und die globale Disruption

Die 47. Kalenderwoche ist eine ereignisreiche Woche für die deutsche Wirtschaft. Gestern fand der 1. Immobilien-Herbstdiskurs des ZIA im Kempinski Hotel Bristol statt. Heute folgte der zweitägige Deutsche Handelskongress im Maritim Hotel. Besonderes Highlight war auch in diesem Jahr das Gala-Dinner anlässlich der Verleihung des Deutschen Handelspreises. Darüber hatten wir ja bereits im letzten Jahr berichtet.

Deutscher Handelskongress 2015
Deutscher Handelskongress 2015 - Aussteller im Hotel Maritim
Beim Betrachten der Einladungen fragen wir uns immer wieder wie Angela Merkel und ihr Vizekanzler Gabriel solch ein Pensum an Veranstaltungen, Reden, Entscheidungsprozessen und dazu noch die Auseinandersetzung mit der Tagespolitik bewältigen.

Auf dem Handelskongress waren neben Etiketten- und Logistikanbietern wieder sehr viele IT-Unternehmen und Beratungsgesellschaften wie pwc oder Deloitte vertreten. Am Stand von pwc lernten wir, dass es inzwischen auch einen "Konsumenten 4.0" gebe. Dieser bewege sich im "Store 4.0". Einer Begleitbroschüre war zu entnehmen, dass das IT-Modewort "Disruption" inzwischen auch den Handel betrifft. Und obwohl sich der Handel dessen schon seit geraumer Zeit bewusst ist und virtuelle Verkaufsräume schon seit Jahren bei den Handelsimmobilien-Kongressen thematisiert werden, lässt sich diese Entwicklung nun klar benennen. Es handelt sich um Disruption.

9. IT-Gipfel Empfang
9. Nationaler IT-Gipfel - Empfang im "Kraftwerk"
Um das noch besser zu verinnerlichen, legten wir eine Disruption in der Tagesplanung ein und fuhren vom Deutschen Handelskongress zum 9. Nationalen IT-Gipfel ins "Kraftwerk" am Spreeufer. Hier ging es nicht nur um IT in einem ausgewählten Wirtschaftssegment, sondern um IT im Allgemeinen. Hier traf sich die Crème der IT-Wirtschaft, also die Protagonisten von Wirtschaft 4.0 und Industrie 4.0. Eine Veranstaltung, auf der wir so gut wie niemanden kannten. Das kommt nicht oft vor. Umso mehr freuten wir uns, als Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer auf uns zukam. Alexander Dobrindt war dann der zweite Bekannte, der uns mit gleichfalls starkem Händedruck begrüßte.

9. IT-Gipfel Empfang
9. Nationaler IT-Gipfel - Alexander Dobrindt
Am Pult erlebten wir eine Folge von Disruptionen. Zuerst sprach Bitkom-Präsident Thorsten Dirks, anschließend Wirtschaftssenatorin Yzer und danach der verantwortliche Minister Dobrindt.

Die Reden waren sehr kurz und disruptierten dann in der Eröffnung des Buffets mit ganzer Rinderkeule, Ofengemüse und Selleriepüree. Wegen der im Betastadium befindlichen Akustik 4.0 hatten wir so gut wie nichts von den Reden verstanden, obwohl wir in unmittelbarer Nähe des Pultes standen. Der MdB neben uns machte ein stimmungsvolles Foto von Alexander Dobrindt. "Das sieht ja sakral aus"! "Ja, und man versteht nichts, scheint Latein zu sein", sagte der Nachbar. Anhand vereinzelt aufgeschnappter Wortgruppen muss es um den idealen IT-Standort Berlin und schnelles Internet gegangen sein. "Einen schönen Abend", hörten wir noch von Alexander Dobrindt.

Am Buffet mussten wir feststellen, dass die "ganze Rinderkeule" zwar im Stück 36 Stunden lang im Aromabad gegart worden war, aber nur in Teilen abgegeben wurde. Parallel hörten wir durch die Lautsprecher, dass EU-Kommissar Günther Oettinger jetzt erschienen sei. Eine Disruption des bereits begonnenen Abendessens ließen viele der Gäste nicht zu, obwohl Günther Oettinger als Sprecher 4.0 auftrat und eine deutlich längere Ansprache hielt als seine Vorredner. Daran wurde deutlich, dass sich selbst die IT mit 4.0 noch schwer tut.

Apropos schwer tun:

9. IT-Gipfel Empfang
9. Nationaler IT-Gipfel - Empfang im "Kraftwerk"
Beim Betreten des "Kraftwerkes" hatten wir uns vor einer Werbewand fotografieren lassen. Die Fotos sollten wie üblich am Ende des Abends abgeholt werden. Es gab diesmal keinen Aufsteller, wo die ausgedruckten Fotos eingesteckt waren, sondern ein riesiges Tablet, auf dessen Screen man in einem virtuellen Stapel von 100 Fotos wühlen konnte. Wer zufällig sein Foto dort fand, konnte es per Mail an sich selbst senden.

Grafisch und spielerisch war das wohl recht ansprechend. Nach fünf Minuten hatten wir unser Foto immer noch nicht gefunden. Die Standbetreuer stellten fest, dass ja viel zu viele Fotos eingespielt worden seien, wofür die App gar nicht ausgelegt sei. Sie lösche dann ältere Fotos, um Platz zu gewinnen. Es bestand also noch Harmoniebedarf zwischen Big Tablet und Big Data. Sticks und Speicherkarten wurden nachgeladen. Unser Foto war nicht dabei. Nach zwanzig Minuten wurde ein Experte per Handy kontaktiert und das Tablet neu gestartet. Ab und zu sahen wir unser Foto in einem Ordner. Wurde dieser auf den verspielten App-Screen geladen, vermengte er sich sofort mit dem Haufen der zuletzt aufgenommenen Bilder und musste erneut gesucht werden. Da wir wissen wollten wie die finale Belohnung des Spielers aussieht, harrten wir die halbe Stunde geduldig aus und konnten dann endlich unser Foto aus dem virtuellen Fotoberg herausfischen, um es per Mail an uns senden. Auf das Eintreffen des Mails warten wir noch*. Zumindest waren der spielerische Aspekt und die Optik ganz nett.

Aus der oberen Etage hörte man Disco-Klänge. Weit über 500 Gäste werden nach Tanz und Networking vermutlich ihre Fotos per Mail an sich senden wollen. Wir verließen das "Kraftwerk".

Morgen geht der IT-Gipfel in die entscheidende thematische Runde. "Digitale Zukunft gestalten - Innovativ_Sicher_Leistungsstark" ist das Thema, mit dem sich Angela Merkel, Sigmar Gabriel, die Ministerinnen Wanka und Nahles sowie Bitkom-Präsident Dirks beschäftigen. Digitalisierung und die Vier-Punkt-Null-Derivate stehen auf der Agenda ganz oben. Bleibt nur zu hoffen, dass bei den damit verbundenen Disruptionen keiner auf der Strecke bleibt.

Autor: Matthias Baumann

*) Das Mail traf mit etwa 20 Stunden Zeitversatz am Folgetag ein. (Anmerkung der Redaktion)