Freitag, 12. September 2014

ESCP - Erfinder der Business School

Die Geschichte der ESCP reicht bis ins Jahr 1819 zurück. Vor fast 200 Jahren fanden sich bedeutende Unternehmer und Wirtschaftswissenschaftler zusammen und gründeten die weltweit erste Business School. Den Initialen E wie Ecole, S wie Spéciale bzw. Supérieure und C wie Commerce blieb man über die Jahre treu. Inzwischen wurde noch ein Europe angehängt, welches den internationalen Charakter der Schule ausdrücken soll.

Bereits auf dem Hof vor dem eleganten Schulgebäude in der Nähe des Schlosses Charlottenburg begegneten uns Studenten unterschiedlicher Nationen. Die intelligenten Blicke verrieten uns, dass hier keine "ewigen Studenten", sondern hochmotivierte Führungspersönlichkeiten der Zukunft ausgebildet werden. Man sprach Französisch.

ESCP Europe
ESCP Europe - weltweit erste Business School - gegründet 1819
Bei einem kurzen Rundgang durch das Haus schauten wir in Seminarräume und Hörsäle unterschiedlicher Größe und Nutzung. Die Studenten, denen wir begegneten, waren sehr aufmerksam und begleiteten uns zu dem Raum, wo unser Probeblock zum Thema "Learning how to develop your strategy" stattfand.

Prof. Dr. Stefan Schmid erläuterte lebendig und mit viel Interaktion, wie Unternehmen ihre Strategien entwickeln. Die Beispiele reichten von McDonalds bis zur Daimler AG, so dass das Thema für jeden der Zuhörer einen greifbaren Alltagsbezug hatte.

Das Publikum dieser heutigen "Learning Experience" war gut durchmischt. Den Altersdurchschnitt schätzten wir auf knapp unter vierzig. Einige der Teilnehmer waren mehrere hundert Kilometer angereist. Auch eine Jazz-Sängerin und eine ehemalige Medizinstudentin waren unter den Gästen. Sie interessierten sich konkret für ein Studium an der ESCP.

Die "Learning Experience" umfasste insgesamt drei Unterrichtsblöcke, bei denen man drei der ESCP-Professoren erleben konnte. Jeder von ihnen hatte seinen eigenen Stil und brachte seine ganze Persönlichkeit in die Vermittlung des Wissens ein.

Zwischen den Blöcken kam man sehr schnell ins Gespräch mit den Professoren und Gästen. Es fand ein entspannter Dialog auf Augenhöhe statt. In den Pausen wurde die Lehrsprache von Englisch auf Deutsch umgeschaltet. Mehrsprachigkeit ist für die ESCP selbstverständlich. Schließlich ist sie heute in den fünf Metropolen Paris, London, Berlin, Madrid und Turin angesiedelt.

Die ESCP bietet Masterstudiengänge im Bereich Business und Management jeglicher Spezialausrichtung von regional bis global. Die Studiengebühren beginnen im vierstelligen Bereich für mehrtägige Kurzseminare und enden für einen 18-monatigen berufsbegleitenden Masterabschluss im mittleren fünfstelligen Bereich. Wer dieses Geld ausgibt, erwartet Qualität der Stoffvermittlung und einen nachhaltigen beruflichen Erfolg. Über beide Aspekte machen wir uns bei der ESCP keine Sorgen.

Diese erste "Learning Experience" klang mit der "European Summer Night" im gemütlichen Innenhof der ESCP aus. Europa ganz praktisch - mitten in Berlin.

Autor: Matthias Baumann

Donnerstag, 11. September 2014

Wirtschaftsrat bei Belectric

Fast wären wir vorbei gefahren. Mit Vollbremsung und scharfem Lenkeinschlag gelangten wir auf einen unscheinbaren betonierten Waldweg im Nichts. Irgendwo im Brandenburgischen bei Templin liegt ein alter russischer Militärflughafen. Der Militärflughafen mit der größten und stärksten Landebahn außerhalb Russlands. Eineinhalb Meter tief wurde der Beton gegossen und war damit stabil genug, die Notlandung einer Raumfähre zu verkraften. Das weiträumige Gelände wurde nach dem Abzug der Streitkräfte an verschiedene Interessenten vermarktet.

Auf der holprigen Betonstraße kamen uns ununterbrochen große Audi- und Mercedes-Limousinen entgegen. Zügig fuhren sie durch den Wald und hinterließen einen Hauch von Konspiration. Wir waren gespannt.

Belectric Driving Center Groß Dölln
Belectric und Driving Center Groß Dölln bei Templin
Als sich der Wald lichtete, sahen wir riesige Flächen mit Solaranlagen. Das Solarkraftwerk unseres heutigen Gastgebers Belectric GmbH nutzt eine Fläche von etwa 200 Hektar.

Nach einigen Kilometern Fahrt durch die spiegelnden Flächen trafen wir am Ziel ein. Shelter 3 ist einer der umfunktionierten russischen Bunker und beherrbergt heute das Driving Center Groß Dölln.

Auf der benachbarten Freifläche waren noch einige Trainings mit Oberklasse-Limousinen im Gange. Man trainiere hier auch Bodyguards, wusste einer der Gäste, die ebenfalls der Einladung durch den Wirtschaftsrat der CDU gefolgt waren.

Der Abend begann mit einer Podiumsdiskussion über erneuerbare Energien und deren spezielle Herausforderungen. Die Diskussionsteilnehmer waren aus unterschiedlichen Interessensvertretern zusammengesetzt.

Belectric Solarkraftwerk
Belectric - Spiegelung im Solarkraftwerk
Bernhard Beck, der Geschäftsführer von Belectric, berichtete über sein Unternehmen, welches in über zwanzig Ländern aktiv sei und weltweit Solarkraftwerke baue, die sich bereits ab dem ersten Jahr rentieren. Man setze bei Belectric auf Dünnschicht-Anlagen, die bei Herstellung und Recycling deutlich umweltverträglicher sind, als die altbekannten Solarzellen. Knackpunkt seien die Schwermetalle, ohne die Elektrizität kaum vorstellbar wäre.

Ulrich Meyer von der ZukunftsAgentur Brandenburg lobte an seinem Bundesland, dass es bereits zwanzig Jahre in der energietechnischen Entwicklung voraus sei, allerdings aber auch schon die daraus folgenden Konflikte erlebt habe. Besondere Konflikte gebe es immer wieder mit Bürgerinitiativen, die sich jedoch bei einer Rückkehr zur sachlichen Auseinandersetzung immer konstruktiv lösen ließen.

Burkhard Voß vom BUND Brandenburg sieht die Naturschutzverbände zunehmend zwischen den Stühlen sitzen. Wenn die Bürgerinitiativen durch den BUND nicht mit geschützten Arten bedient werden, die eine Bebauung bestimmter Flächen verhindern würden, stehen die offiziellen Naturschützer plötzlich mit den Betreibern in einer Front.

David Wortmann vom Berlin-Brandenburg Energie Network beschrieb die Entwicklung der erneuerbaren Energien in den Köpfen der Entscheider. Die physikalische und technische Machbarkeit wurde prozentual von Jahr zu Jahr nach oben korrigiert.

Belectric Solarkraftwerk
Belectric - Solarkonstruktion mit genug Raum für die frei wachsende Natur
Immer wieder tauchte das Wort "volatil" auf, welches die flüchtige und unkalkulierbare Verfügbarkeit von Solar- und Windenergie bezeichnet. Wenn es regnet werden zwar die riesigen Solarflächen sauber, aber es wird kein Strom produziert. Nachts wird bei Belectric ebenfalls kein Strom produziert. Windenergie kann nur genutzt werden, wenn es Wind gibt. Das wäre zwar bei Regen und in der Nacht möglich, aber nicht garantiert. Fehlender Wind kann tagsüber durch Sonnenenergie kompensiert werden.

Wenn nun aber nachts kein Wind weht, müssen wieder die klassischen Kraftwerke ran. Diese sind erst dann verzichtbar, wenn die volatile Energie irgendwie gespeichert werden könnte. Diese Speicherung ist ein so primärer Punkt, dass sie den ganzen Abend über thematisiert wurde.

Nach der Podiumsdiskussion bestiegen wir einen Reisebus und fuhren durch den Solarpark. Wären wir nicht mitten im Wald gewesen, hätte man von einer interessanten "Stadtbilderklärung" durch Bernhard Beck reden können. Die Konstruktion der Anlagen sah sehr simpel aus, war aber bis ins letzte Detail gut durchdacht.

Belectric Solarkraftwerk
Belectric Solarkraftwerk - Untergang der Energiequelle
Die Solarelemente sind angeschrägt auf Gestellen mit unbehandelten Holzbalken angebracht. Dadurch werden sie vom Regenwasser gereinigt und das Holz muss nach der Nutzung nicht als Sondermüll entsorgt werden. Gras und Pflanzen können nahezu ungehindert im Schatten der Solarflächen wachsen und werden nur einmal im Herbst abgemäht. Schafe wie auf dem Gelände des BMW-Werkes in Leipzig seien hier jedoch nicht vorgesehen.

Eine Firma aus Frankfurt/Oder hatte die Solarplatten geliefert. Man produziere hier etwa 128 Megawatt, was dem Jahresbedarf von etwa 128.000 Personen-Haushalten entspricht.

Interessant war noch die Kostengestaltung der Energie. Etwa 20% seien durch politischen Ballast und politische Fehlentscheidungen bedingt. Man müsse auch das optimale Maß an Effizienz finden, da Hyper-Effizienz mit einem erheblichen Mehraufwand an Kosten verbunden sei. So habe das technisch Machbare nicht immer dass sinnvollste Preis-Leistungs-Verhältnis. Letztlich sei es aber immer der Verbraucher, der zahlt.

Auf dem Rückweg konnten wir gerade noch die Konturen des eHighway erkennen. Siemens hatte auf dem ehemaligen Russen-Flughafen einen Autobahnabschnitt nachgebildet und testet dort elektrisch betriebene und während der Fahrt nachladbare LKW.

Ein interessanter Abend in Brandenburg ging zu Ende.

Autor: Matthias Baumann

Mittwoch, 10. September 2014

Zweiter Weltkrieg und Haushaltsdebatte im Bundestag

Der polnische Staatspräsident Bronisław Komorowski ist nach seinem Onkel benannt, der während des Zweiten Weltkrieges in Vilnius erschossen worden war. Komorowski wurde in der Nähe von Breslau im ehemaligen Haus eines Deutschen geboren.

Bundestag Gedenkstunde Zweiter Weltgrieg polnischer Staatspräsident Komorowski
Schon allein in diesen beiden Informationen steckt die Brisanz der deutsch-polnischen Geschichte. Am 1. September 1939, also vor etwa 75 Jahren, hatte Deutschland das Nachbarland auf mehreren Ebenen angegriffen und innerhalb kürzester Zeit weite Landesteile eingenommen. Hitler hatte sich damals einiger diplomatischer Tricks und Schachzüge bedient, die ihm in Folge einen schnellen Sieg verschafften.

Bundestagspräsident Norbert Lammert berichtete in seiner einleitenden Rede über die systematische Vernichtung der polnischen Intelligenz und Führungselite, darunter auch Kirchenvertreter.

Johannes Paul II sagte bei einem Berlin-Besuch nach dem Fall der Mauer, dass nun erst der Zweite Weltkrieg vorbei sei.

Staatspräsident Komorowski ging in seiner anschließenden Rede auf die jüngere Geschichte, sämtliche Bereiche der europäischen Zusammenarbeit und die aktuellen Krisenherde ein. Die Bundesminister hörten ihm sehr aufmerksam zu.

Auch der Diplomatenblock war bis auf den letzten Platz gefüllt. In der ersten Reihe saß der amerikanische Botschafter John B. Emerson.

Bundestag Gedenkstunde Zweiter Weltgrieg Botschafter
Bundestag - Gedenkstunde anlässlich des Beginns des Zweiten Weltkrieges - Botschafterblock
Zum Abschluss erklang die Europahymne, die in eine kurze Sitzungspause überleitete. Danach sollte es um den neuen Bundeshaushalt gehen.

Als wir in den Plenarsaal zurückkehrten war Linken-Fraktionschef Gregor Gysi gerade mit einem Rundumschlag gegen Arbeit und Pläne der amtierenden Bundesregierung beschäftigt. Das Spektrum begann bei der Maut und endete beim Anspruch auf Kita-Plätze. Aus dem Oppositionsblock gab es immer wieder Applaus für die geschliffenen Worte des begabten Rhetorikers. Wir waren gespannt, welcher Dialog sich zwischen Bundestagspräsident Lammert und Gysi ergeben werde, wenn der Linken-Politiker seine bekannte Redezeitüberschreitung praktizierte. Dazu kam es aber nicht, da Gysi die erste Zeitmahnung ernst nahm und zum Ende kam.

Bundestag Haushaltsdebatte 2015
Bundestag - Haushaltsdebatte - Gregor Gysi bei seiner flammenden Oppositionsrede
Als nächste Rednerin stand Bundeskanzlerin Angela Merkel auf der bunt zusammengestellten Agenda. Dazu hatten sich die Bundesminister wieder auf ihre Plätze begeben, drehten ihre Sessel wieder in Richtung Plenarsaal und legten die Mobiltelefone zur Seite. Nur einzelne Abgeordnete wie Peer Steinbrück blätterten noch in ihren Akten.

Bundestag Haushaltsdebatte 2015
Bundestag - Haushaltsdebatte - Bundesminister folgen der Rede von Bundeskanzlerin Angela Merkel
Die Kanzlerin begann mit der Aussage, dass heute der erste Haushalt ohne Schulden seit 1969 diskutiert werde. Das solle durch "strikte Ausgabendisziplin" und ein "solides Haushalten" gewährleistet werden. Sie zeichnete ein ausgewogenes Bild von Einsparung und Investition. Investitionen seien bereits bei Ausbildung, Netzneutralität, Mittelstand, IT-Wirtschaft und Industrie 4.0 in vollem Gange. Die Bundesregierung arbeite an einem IT-Sicherheitsgesetz und habe ein Kompetenzzentrum für Big Data eingerichtet. Angela Merkel entfaltete eine Themenvielfalt, die weit über die Haushaltsdebatte hinausging. Insbesondere antwortete sie mit einem Exkurs in die deutsche Asylpolitik auf die sozialpolitischen Vorwürfe der Opposition.

Autor: Matthias Baumann

Dienstag, 9. September 2014

Die Macht der Sichtbarkeit

"Google hat entschieden". Robert M. Maier, Geschäftsführer der Visual Meta GmbH, präsentierte ein Chart zum Sichtbarkeitsindex einer seiner Webpräsenzen. An zwei Stellen war die Kurve komplett eingebrochen. Darüber prangten zwei Stopp-Schilder und die zitierte Aussage.

Flankiert wurde dieser Duktus der heutigen Veranstaltung "Suchmaschinen zwischen Neutralität, Eigenoptimierung und Marktdominanz - Welche Regeln braucht das Netz?" in der Landesvertretung Rheinland-Pfalz durch das einleitende Video des Open Internet Project. Darin wurde reklamiert, dass Google seine marktbeherrschende Stellung zur Lancierung bezahlter oder eigener Angebote auf Kosten organischer Suchergebnisse misbrauche. Als der Held des Videos dann hilfesuchend zur EU Kommission schaute, ging ein spontanes Gelächter durch die Reihen der Internetunternehmer, Journalisten und Politiker.

Das Video bot eine Steilvorlage für die anschließende Schilderung der Frusterfahrungen des Visual Meta Chefs Robert M. Maier. Immerhin stehe im Koalitionsvertrag, dass Neutralität von Suchmaschinen zu verlangen sei und Ergebnisse diskriminierungsfrei präsentiert werden sollen. Google beherrsche nicht nur die Suchmaschinenlandschaft, sondern habe mit Gmail, YouTube und weiteren Angeboten bereits viele Internetdienstleistungen vereinnahmt. Ferner seien bereits 85% der aktuell ausgelieferten Smartphones mit dem Google-Betriebssystem Android ausgestattet.

Zur Untermauerung zeigte Robert M. Maier einen Screenshot mit Google-Maps-Hinweisen oberhalb der organischen Suchergebnisse. Es könne nicht sein, dass solche Eigendarstellungen insbesondere auf kleineren Displays erfolgen. Gerade dieses Chart mit den von uns als sehr praktisch erfahrenen Regionalverweisen erhärtete den Eindruck, dass Herr Maier hier eine private Rechnung mit Google begleichen wolle.

Beim Blick auf die Referentenliste fiel zudem auf, dass kein Google-Vertreter für die Vorträge oder die Podiumsdiskussion vorgesehen war. Bei der CDU-Medianight 2013 konnte wenigstens noch Dr. Haller von Google Deutschland einen Dialog mit seinen vier Kontrahenten auf dem Podium führen.

Suchmaschinen zwischen Neutralität, Eigenoptimierung und Marktdominanz - Welche Regeln braucht das Netz?
Suchmaschinen zwischen Neutralität, Eigenoptimierung und Marktdominanz - Welche Regeln braucht das Netz?
Fairness im Wettbewerb forderte Staatssekretär Gerd Billen. Der "personifizierte Verbraucherschutz" hält Suchmaschinen für eine geniale Sache, der die Verbraucher ein sehr hohes Vertrauen entgegen bringen. Gerade deshalb sei es wichtig, dass Google seine Monopolstellung nicht misbraucht. Die Politik wünscht sich deshalb eine Regulierung. Wer in Europa unternehmerisch aktiv sei, habe sich auch an europäische Regeln zu halten, egal wo er sitze. Die kürzlich verabschiedete "Digitale Agenda der Bundesregierung" solle dafür sorgen, dass auch deutsche Firmen ihren Platz am Markt behaupten können.

Staatssekretär Björn Böhning (SPD) ging auf die Euphorie der Nutzer ein, die eine kritische Betrachtung verdecke.

Dr. Günter Krings MdB, Parlamentarischer Staatssekretär im Innenministerium, betrachtete den erheblichen Einfluss der Suchergebnisse auf die Entscheidungen des Nutzers. Das betreffe inzwischen den Kauf des Autos, das Ziel für die Urlaubsreise oder politische Ausrichtungen. Über Google angebotene Suchmöglichkeiten für Shopping, allgemeine Informationen und News hätten einen dramatischen Einfluss auf die Meinungspluralität. Da sich ein Großteil der Bevölkerung inzwischen auf die Dienste von Google verlasse, sei es ein integraler Bestandteil der Infrastruktur geworden, der deshalb staatlich reguliert werden müsse.

Nach einer kurzen Podiumsdiskussion wurde das Mikrofon für Fragen aus dem Publikum freigegeben. Der gefährlichste Moment im Leben eines Moderators. Werden doch gerade diese Situationen gerne für Koreferate genutzt.

Es meldete sich Sabine Frank. Leiterin der Abteilung Regulierung/Jugendschutz/Medienkompetenz bei Google. Sie zeigte sich "irritiert über das Vorgehen hier". Google sei nicht als Diskussionspartner eingeladen worden, stehe hier aber durchweg in der Kritik. Sie wurde begleitet von Google-Anwältin Julia Holtz, die auf einige Details der Anschuldigungen einging. Dabei wurde sie immer wieder von Robert M. Maier unterbrochen. Die klare Antwort war, dass Google den Nutzern Informationen geben und nicht Traffic auf Webseiten erzeugen wolle.

Es wurde noch einmal deutlich gemacht, dass Google sich in einem harten Wettbewerb behauptet hatte und immer wieder neu an dieser Marktposition feilen müsse. Man finanziere sich durch Werbung und platziere deshalb entsprechende Inhalte an repräsentativer Stelle. Dennoch arbeite man beständig an der Optimierung der Suchalgorithmen, um den Nutzern wertige Ergebnisse zu liefern. Die Nutzer seien nicht dumm. Wenn Google nur Werbung und minderwertige Ergebnisse liefern würde, wären sie bald kein Marktführer mehr.

Im Jahr laufen etwa 1.000 Experimente und es gebe durchschnittlich zwei Neuerungen pro Tag. Man habe sogar die Algorithmen nach Brüssel einsenden müssen, wo sie geprüft und für "unproblematisch" befunden wurden. Eine Regulierung habe immer eine Qualitätsminderung zur Folge, da sich technische Neuerungen in keinem praktikablen Verhältnis zu politischen Entscheidungsprozessen entwickeln lassen.

Autor: Matthias Baumann

Montag, 8. September 2014

GDV Statistik für das Versicherungsjahr 2013

Der GDV Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. hat heute sein Statistisches Taschenbuch der Versicherungswirtschaft 2014 veröffentlicht.

Insbesondere im Bereich Sachversicherungen wurden in 2013 seitens der Versicherten erhebliche Leistungen abgerufen. Einen großen Anteil daran hatten die Naturkatastrophen, die eine zwölfprozentige Steigerung zum Vorjahr erzeugten.

GDV Statistisches Taschenbuch der Versicherungswirtschaft 2014
Betrachtet man die Beitragsentwicklung, so ist festzustellen, dass diese mit 3,3% eher moderat ausgefallen war und kein Spiegelbild des tatsächlichen Risikojahres 2013 darstellt. Die Leistungen konnten sicher auch gut durch die günstige Schadensituation der Vorjahre aufgefangen werden.

In der Gesamtbetrachtung der Schaden- und Unfallversicherung wurden 60.556 Mio. Euro eingenommen und 49.653 Mio Euro ausgezahlt. Somit bleibt ein Puffer von knapp elf Milliarden Euro für die hausinternen Kosten der Versicherer.

Die für uns interessanten Daten zur Kfz-Versicherung zeigen, dass die Beiträge gegenüber dem Vorjahr um 5,8% nach oben korrigiert wurden. Die abgerufenen Versicherungsleistungen lagen bei insgesamt 21.770 Mio. Euro und damit 1.548 Mio. Euro über dem Vorjahresniveau. Die Beitragseinnahmen steigerten sich um 1.271 Mio. Euro auf 23.260 Mio. Euro, so dass man bei der Schadensregulierung von einer guten Kostendeckung sprechen kann.

Ein stark rückläufiger Trend ist bei Kraftfahrt-Unfallversicherungen zu verzeichnen. Hier harmonieren die Beitragseinnahmen mit dem Schadensrisiko. Die Haftpflicht verzeichnet bei den Schäden keine nennenswerten Bewegungen, nur dass die Beiträge um satte 5,4% erhöht wurden.


Eher zurückhaltend änderten sich die Beiträge bei Voll- und Teilkasko. Die Anpassungen lagen im mittleren einstelligen Prozentbereich. Im deutlichen Gegensatz dazu stehen jedoch die Zahlen bei den Leistungen. Für Vollkasko mussten die Unternehmen 17,4% mehr Geld an die Versicherten überweisen und bei der Teilkasko waren es sogar 33,7% mehr als in 2012.

Weniger Bedarf an Kraftfahrt-Unfallversicherungen und nahezu gleichbleibende Haftpflichtschäden lenken die Aufmerksamkeit auf die Voll- und Teilkasko. Vollkasko kommt am eigenen Fahrzeug bei selbstverschuldeten Schäden oder speziellen Leistungssituationen auf. Teilkasko zahlt normalerweise bei Wildschaden, Glasbruch oder Diebstahl. Immerhin ergeben sich umgerechnet etwa 1.000 Voll- und Teilkaskoschäden mehr pro Tag. Das lässt sich auch durch eine Mio. neuer Verträge in 2013 nicht bereinigen.

Autor: Matthias Baumann

Samstag, 6. September 2014

Quelle des Mondes in den Gärten der Welt

Die gestrigen Auftritte des Quintetts "Quelle des Mondes" und der Shanghaier Tanzakademie im Hilton am Gendarmenmarkt hatten einen so nachhaltigen Eindruck hinterlassen, dass wir deren Musik heute bei Google und Amazon suchten. Schade, keine Downloads oder CDs zu finden, dafür aber Hinweise, dass die jungen Künstler aus Shanghai noch einmal in Berlin auftreten, nämlich beim Chinesischen Mondfest in den Gärten der Welt.

Chinesisches Mondfest Gärten der Welt
"Quelle des Mondes" beim Chinesischen Mondfest in den Gärten der Welt
Als wir dort eintrafen war schon das ganze Areal um den Chinesischen Garten mit Familien, Chinesen und Senioren übersät. Auch den Eisverkäufer von nebenan trafen wir. Auf einem Grashügel tanzte eine Laiengruppe und erntete von den umlagernden Gästen ihren Applaus. Hinter einer Baumgruppe erspähten wir eine kleine Bühne, die gerade von den Tänzerinnen der Shanghaier Theaterakademie betreten wurde.

Chinesisches Mondfest Gärten der Welt
"Quelle des Mondes" in den Gärten der Welt
Trotz des dichten Gedränges fanden wir noch zwei gute Plätze direkt vor der Bühne. Es wurde "Touch of Red" getanzt. Diese Choreografie stellt die letzten Stunden des Singledaseins einer angehenden Braut mit ihren Freundinnen dar. Besonders deutlich wird es durch die Übergabe eines silbernen Kranzes und dem folgenden Ausstoß aus dem Kreis der Freundinnen. Das ungebrochene Lächeln verrät allerdings, dass es ein gut gemeinter Ausstoß in eine neue gute Lebensphase sein soll.

Anschließend trat "Quelle des Mondes" mit den gestern bereits gehörten Stücken auf. Die Musiker erscheinen heute in Schwarz und zeigten beim Spiel dieselbe Hingabe wie am Vortag.

In der Pause sprachen wir das Ensemble an und fragten nach Aufnahmen im Netz oder eventuellen CDs. Beides gebe es bisher nicht und auch die Webseite www.jadeshanghai.com sei noch im Aufbau begriffen. Die Musiker waren jedoch sichtlich berührt vom Lob und dass jemand extra wegen ihnen noch einmal zum Konzert gekommen war.

Videos:
Quelle des Mondes - Live "Große Mondzeremonie"
Quelle des Mondes - Live "Das Pipa-Spiel der kaiserlichen Familie"
Quelle des Mondes - Live "Einhorn"

Autor: Matthias Baumann

Freitag, 5. September 2014

Quelle des Mondes - Chinesisches Mondfest

Man konnte ihn gut sehen über dem Hilton am Gendarmenmarkt: den Mond. In Shanghai sieht man ihn zurzeit in einer anderen Form als hier.

Chinesisches Mondfest im Hilton
In Shanghai wird zurzeit eine der größten logistischen Herausforderungen des chinesischen Jahres gemeistert. In ganz China reisen die Familien zu ihren großen Verwandtschaftstreffen. Anlass ist das jährliche Chinesische Mondfest.

Auch in diesem Jahr hatte das Chinesische KulturzentrumBerlin zusammen mit der Preußischen Gesellschaft zum Chinesischen Mondfest ins Hilton eingeladen.

Auch in diesem Jahr kamen wieder zahlreiche Gäste aus Diplomatie, Politik und Wirtschaft. Botschafter Shi Mingde wurde durch seinen Gesandten-Botschaftsrat Han Guangming vertreten. Das Mondfest war so gut besucht, dass sich ein frühes Erscheinen zur Sicherung der besten Plätze durchaus gelohnt hatte.

Chinesisches Mondfest im Hilton
Chinesisches Mondfest im Hilton - gut besucht von Gästen aus Diplomatie, Politik und Wirtschaft
Nach einer kurzen Begrüßung begann das sechzehnteilige Programm. Die musikalischen und tänzerischen Darbietungen waren sehr abwechslungsreich und liefen auf höchstem Niveau. Besonders interessant fanden wir die Interpretation moderner internationaler Musik auf folkloristischen Instrumenten. Die Musiker des Quintetts „Quelle des Mondes“ verschmolzen regelrecht mit ihren Instrumenten, so dass der Hörgenuss mit einem optischen Genuss gepaart war.

Chinesisches Mondfest im Hilton

Chinesisches Mondfest im Hilton
Chinesisches Mondfest - Theaterakademie Shanghai
Im Anschluss gab es neben einem chinesischen Buffet wieder den traditionellen Mondkuchen. Dieser schmeckt wie Marzipan und hat eine gesalzene Eigelb-Füllung in Form eines Vollmondes.

Der Mondkuchen ist laut einem Welt-Artikel inzwischen ins Visier der chinesischen Behörden geraten. Wurde er doch bei Bedarf oder einfach nur zur Erhaltung der Freundschaft gerne zusammen mit Geldzuwendungen an Amtsträger übermittelt. Da China weltweit die härtesten Anti-Korruptionsgesetzte bis hin zur Todesstrafe hat, stellt ein Vorgehen gegen die Mondkuchen-Korruption einen konsequenten Schritt dar.

Vielen Dank an die Veranstalter und Sponsoren des Abends.

Videos:

Autor: Matthias Baumann

Freitag, 29. August 2014

Sommerfest der internationalen Wirtschaftsvereinigungen

Es werden immer mehr beim Sommerfest der internationalen Wirtschaftsvereinigungen im Châlet Suisse:

Mehr Fahrzeuge, mehr Ehegatten, mehr Teilnehmer und mehr Kinder.

Gerade auf Kinder wirkt das Waldambiente des Châlet Suisse immer anziehender. Besonders gefördert wird das durch BCCG Regional Chairman Ilka Hartmann, die viele Jahre ihre Tochter Paula mitbrachte. Wir hatten diesmal drei Kinder dabei, die sich auf das Wiedersehen mit Paula freuten. Paula dreht jedoch zur Zeit mit Matthias Schweighöfer einen neuen Film. Ein Kino-Highlight, dass wir uns gleich für das nächste Jahr vorgemerkt haben.

Sommerfest der internationalen Wirtschaftsvereinigungen
Sommerfest der internationalen Wirtschaftsvereinigungen - Begrüßung und Vorstellungsrunde
Die offizielle Begrüßung der einzelnen Kammern und Clubs fiel diesmal recht kurz aus, so dass die engagierten Mitarbeiter des Châlet Suisse mit der rechtzeitigen Bereitstellung des Grillbuffets herausgefordert waren. Da das Châlet Suisse gerne für solche Veranstaltungen genutzt wird und dort zur Zeit ein regelrechter Sommerfest-Marathon stattfindet, lief alles routiniert ab.

Unter den Gästen entdeckten wir viele neue Gesichter. Beeindruckt waren wir auch über den offensichtlichen Mitgliederzuwachs der BCCG und anderer Kammern. Mehrere Herren mit Knopf im Ohr signalisierten uns das Erscheinen eines wichtigen Gastes. Es war John B. Emerson, der amerikanische Botschafter.

Sommerfest der internationalen Wirtschaftsvereinigungen
Adrian Baumann, Matthias Baumann, US-Botschafter John B. Emerson, Andreas Eichler (v.l.n.r.)
Tendenziell hatten wir auch einen Besuch unserer Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer erwartet, die im letzten Jahr zusammen mit ihrer Tochter erschienen war. Unsere Töchter hatten jede Menge Spaß. Sie machten Selfies, testeten die Geräte auf dem Spielplatz und beschäftigten zweijährige Mädchen, deren Eltern ins Networking vertieft waren. Stolz präsentierte mein Sohn eine Urkunde, die er beim Bogenschießen am Stand der Eventagentur Pfeilflug abgeschossen hatte.

Nach einem ausgiebigen Genuss des Desserts verließen wir das Sommerfest zu einer nicht mehr ganz so kinderfreundlichen Stunde. Ein angenehmer Abend zum Start in die Nachsommerzeit endete mit einem schlafenden Kind auf der Rücksitzbank.

Autor: Matthias Baumann

Mittwoch, 20. August 2014

Digitale Agenda und der Daten-Tsunami

"Lieber spät als nie", kommentierte Innenminister de Maizière die Frage, warum denn die Digitale Agenda der Bundesregierung erst jetzt erscheine.

In trauter Dreisamkeit präsentierten Wirtschaftsminister Gabriel, Innenminister de Maizière und Verkehrsminister Dobrindt heute in der Bundespressekonferenz die Digitale Agenda 2014 der Bundesregierung. Die Digitale Agenda war federführend durch das Innenministerium auf den Weg gebracht worden.

Digitale Agenda 2014 Dobrindt de Maizière Gabriel
Digitale Agenda 2014 - Verkehrsminister Dobrindt, Innenminister de Maizière, Wirtschaftsminister Gabriel (v.l.n.r.)
Sigmar Gabriel eröffnete die Pressekonferenz mit einigen statistischen Eckdaten zum Wachstumsmotor Informationswirtschaft und ging auf die unaufhaltsame Verflechtung sämtlicher Industrie- und Lebensbereiche ein. Als Beispiel für praktizierte Industrie 4.0 nannte er die Eröffnungsrede des VW-Chefs Winterkorn auf der diesjährigen CeBIT. Dieser Transformationsprozess werde in Deutschland jedoch noch weitestgehend als Risiko angesehen.

Der Wirtschaftsminister sprach sich für ein hohes Maß an unternehmerischer Freiheit für IT-Firmen aus, legte jedoch auch einen gewissen Wert auf den Schutz des Verbrauchers. Er freute sich über die guten Rahmenbedingungen für Start-ups in Deutschland, wünschte sich aber weitere Programme zur Förderung des nachhaltigen Bestandes dieser Neugründungen.

Digitale Agenda 2014 Sigmar Gabriel
Digitale Agenda 2014 - Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel
Innenminister de Maizière zeigte sich entschlossen, den oben bereits angeklungenen Transformationsprozess kontinuierlich in der Verwaltung umzusetzen. Er sprach vom "innovativen Staat", der mit der "Verwaltung 2020" ganz neue Akzente in der Bürgerkommunikation setzen wolle. So solle E-Mail weiter gefördert werden und die Kommunikation mit Behörden in verschiedensten Angelegenheiten auf elektronische Wege verlagert werden.

De Maizière sprach sich für hohe Standards bei der Sicherheit von IT-Systemen aus und forderte einen effektiven Datenschutz. In Sicht auf die neuerlichen EU-Datenschutzrichtlinien bewegte ihn die Frage, wie man diese "tauglich für das Internet" bekomme. Als Innenminister ist er täglich mit dem Thema Kriminalitätsbekämpfung beschäftigt. Unter klarer Zustimmung von Wirtschaftsminister Gabriel legte er dar, dass das Internet kein rechtsfreier Raum sei, sondern eben genau wegen der Verflechtung mit diversen Lebensbereichen der klassischen Strafverfolgung unterliege.

Digitale Agenda 2014 Thomas de Maizière
Digitale Agenda 2014 - Innenminister Thomas de Maizière
Verkehrsminister Dobrindt erfreute uns mit einigen interessanten Wortschöpfungen. "Wir stehen vor einem Daten-Tsunami", sagte er angesichts der sich potenzierenden Datenmengen, die neudeutsch auch gerne als Big Data bezeichnet werden. Um diese Datenmengen noch handhaben zu können, bedarf es insbesondere eines hoch qualitativen und flächendeckenden Netzausbaus. Sein sportliches Ziel ist eine flächendeckende Breitbandverfügbarkeit bis 2018 in Deutschland. 64% davon stehen bereits zur Verfügung und bis 2016 soll die Hälfte des Ausbaubedarfs erledigt sein. Man wolle dabei unter anderem die durch Digitalisierung freigewordenen Rundfunkfrequenzen nutzen. Der ertragreich klingende und zur Investition anregende Begriff für die freigewordenen Frequenzen nennt sich "Digitale Dividende".

Ein wichtiges Instrument zur Durchführung dieser Vernetzungsaufgabe sei die kürzlich gegründete Netzallianz Digitales Deutschland, welche diverse Netzbetreiber und Unternehmen der Telekommunikationsbranche an einen Tisch bringt. Innenminister de Maizière plädierte für eine Förderung der Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen in diesem Segment. Er wünsche sich, dass der Zuschlag für europäische Netzausbauvergaben auch an europäische Firmen gehe.

Digitale Agenda 2014 Alexander Dobrindt
Digitale Agenda 2014 - Verkehrsminister Alexander Dobrindt
Die anschließende Fragerunde zeigte, wie breit das Medieninteresse an der Digitalen Agenda der Bundesregierung aufgestellt ist. Eine Journalistin der New York Times beklagte die magere Verfügbarkeit von freien WLAN-Einwahlpunkten in Deutschland. Sigmar Gabriel und Thomas de Maizière beantworteten das mit der sensiblen "Störerhaftung". Man sei allerdings dabei, für Cafébetreiber und ähnliche Anbieter freier WLAN-Zugänge eine gewisse Lockerung der Betreiberhaftung vorzunehmen, wolle aber damit keine offenen Türen für strafbare Handlungen schaffen.

Die Frage, warum das Wort "Überwachung" nicht in der Digitalen Agenda auftauche, wurde von den Ministern dahingehend beantwortet, dass Überwachung nicht die Aufgabe der Digitalen Agenda sei. Überwachung werde immer wieder gerne mit Datensicherheit verwechselt. Datensicherheit sei das primäre Anliegen, zumal "Daten die Währung der Zukunft" sein werden.

Autor: Matthias Baumann

Dienstag, 12. August 2014

Britischer Verteidigungsminister Michael Fallon zum Antrittsbesuch in Berlin

Das Wetter hatte er aus England mitgebracht. Zeitgleich mit der Ankunft des neuen britischen Verteidigungsministers Michael Fallon im Bendlerblock entlud sich ein zünftiger Regenguss, der kurz nach den Außenzeremonien wieder einem strahlend blauen Himmel wich.

Britischer Verteidigungsminister Michael Fallon bei Ursula von der Leyen
Britischer Verteidigungsminister Michael Fallon zum Antrittsbesuch bei Ursula von der Leyen im Bendlerblock
Michael Fallon ist Vater von zwei Söhnen und erst seit dem 15. Juli 2014 als Verteidigungsminister im Amt. Dass er heute bereits seinen Antrittsbesuch bei Ursula von der Leyen durchführte, erscheint ungewöhnlich früh. Sicher liegt es an den diversen näher gerückten Krisenherden. Fallon und von der Leyen sprachen in den etwa 100 Minuten zwischen Kranzniederlegung am Ehrenmahl der Bundeswehr und Pressekonferenz im Bendlerblock über "sehr viele Themen".

Britischer Verteidigungsminister Michael Fallon bei Ursula von der Leyen
Britischer Verteidigungsminister Michael Fallon bei Ursula von der Leyen - Abschreiten der Ehrenformation
Neben der Vorbereitung des NATO-Gipfels in Wales ging es um die Ukraine, Afghanistan und den nicht mehr ganz asymmetrischen Konflikt im Irak. Von der Leyen betonte ausdrücklich die Geschlossenheit und Entschlossenheit der europäischen Partner.

Bezüglich der Ukraine sollten alle notwendigen humanitären Maßnahmen unter der Ägide der dortigen Regierung belassen werden. Michael Fallon betonte jedoch, dass man weiter Druck auf die Konfliktparteien ausüben werde.

Britischer Verteidigungsminister Michael Fallon bei Ursula von der Leyen
Britischer Verteidigungsminister Michael Fallon bei Ursula von der Leyen - Pressekonferenz
Sehr besorgt zeigten sich die Verteidigungsminister über die Situation im Irak. Die Regierung habe um Hilfe ersucht, so dass nun aktiv an Plänen zur Versorgung der offiziellen irakischen Streitkräfte mit militärischem Zubehör gearbeitet werde. Während die USA bereits Waffen liefern, beschränken sich die Europäer zur Zeit auf verteidigungsrelevante Ausrüstungen wie zum Beispiel Minensuchgeräte, Helme, Sanitätsmaterial oder gepanzerte Fahrzeuge. Wegen des erheblichen Zeitdrucks sollen diese Lieferungen möglichst aus Bundeswehrbeständen entnommen werden. Beim Zeitfenster handele es sich wegen der Dringlichkeit um "Tage".

Britischer Verteidigungsminister Michael Fallon bei Ursula von der Leyen
Britischer Verteidigungsminister Michael Fallon bei Ursula von der Leyen - Pressekonferenz
Die Minister waren sich einig, dass Luftschläge und Waffenlieferungen in der aktuellen Lage "gut und richtig" seien. Bezüglich der Restriktion, keine Waffen in Krisengebiete zu liefern, wolle man nun vollumfänglich die Möglichkeiten unterhalb der Grenzwerte ausschöpfen.

Als Signal in die richtige Richtung wurde der neuerliche Vorstoß der irakischen Regierung angesehen, alle bisher unterdrückten Gruppen des Landes in einen politischen Dialog einzubinden. Fragt sich nur, gegen wen die gelieferten Waffen und Ausrüstungen nach einer Konsolidierung verwendet werden.

Video: Ankunft und Begrüßung des britischen Verteidigungsministers Michael Fallon

Video: "Guten Morgen Soldaten!" 

Autor: Matthias Baumann

Montag, 28. Juli 2014

BMW Exklusiv Coaching, Maserati Quattroporte und Lincoln Mark V

Ein Drittel der Auffahrt des "The Charles Hotel" in München war überdeckt mit hellblauem Metall. Alfred Gesierich, Steuerberater-Partner unseres revisionssicheren Fahrtenbuches, war mit seinem 1979er Lincoln Mark V erschienen. Der Portier, der kurz vorher noch nach einem eventuellen Taxibedarf gefragt hatte, bekam das breite Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht und wirbelte aufgeregt um den amerikanischen Wagen herum.

Steuerberater Starnberg Alfred Gesierich Lincoln Mark V
Steuerberater Alfred Gesierich mit 1979er Lincoln Mark V vor dem "The Charles Hotel" in München (Foto A. Gesierich)
Steuerberater Gesierich aus Gilching im Landkreis Starnberg kennt sich in München bestens aus und lud mich zu einer ausgedehnten Stadtrundfahrt ein. Er kannte zu sämtlichen Gebäuden die relevanten Jahreszahlen und wer dort welche geschichtsträchtigen Dinge getan hatte. Auch an Orten des aktuellen Zeitgeschehens fuhren wir vorbei und besuchten als krönenden Abschluss den Englischen Garten, in dessen reißendem "Eisbach" Surfer ihr Können demonstrierten.

Nach der Stadtrundfahrt trafen wir uns mit einem langjährigen Mandanten und Freund von Alfred Gesierich. Dieser ist ebenfalls Autoliebhaber und fährt neben einem Maserati Gran Turismo auch noch BMW M5 und BMW 730d. Jaguar war einmal, und da er sich gerne nach spannenden neuen Fahrzeugen umschaut, hatte er sich für diesen Abend einen Maserati Quattroporte ausgeliehen. Er gab uns den Schlüssel, so dass wir noch einen weiteren Teil der Stadtrundfahrt absolvieren konnten.

Trotz des deutlich höheren Aufmerksamkeitsgrades liegt der Quattroporte preislich im Segment eines gut ausgestatteten BMW 6er oder 7er. Die Optik des Innenraumes ähnelt ein wenig dem Jaguar XJ und auch die Technik scheint auf Jaguar-Niveau stehen geblieben zu sein. Allerdings klapperte der Maserati im Innenraum. Dieses Klappern wurde jedoch vom aggressiven Sound der 530-PS-V8-Maschine überlagert. Eine Leistung, deren Entfaltung man beim Tritt aufs Gaspedal erwartet und erst nach einer Gedenksekunde zu spüren bekommt. Auch die Beschleunigung in der Linkskurve war eher mäßig, so dass sich unsere Begeisterung in Grenzen hielt. Beim Umgreifen traf mein Finger die Rückseite der unteren Lenkradspeiche. Billiges auf Chrom getrimmtes Plastik. Gut, dass wir das mal getestet hatten und uns darüber freuen konnten, am nächsten Tag in deutscher Qualitätsarbeit made by BMW ein Fahrertraining erleben zu dürfen.

Ein interessanter Abend ging zu Ende.

Am nächsten Morgen flog die Zeit davon. Frühstück, Checkout und Fahrt zur BMW Driving Academy. Das ausgedehnte Testgelände befindet sich auf dem ehemaligen Flughafen in Fürstenfeldbruck, wo 1972 der palästinensische Geiselterror im Rahmen der Olympischen Spiele ihr blutiges Ende gefunden hatte.

BMW Exklusiv Coaching in der BMW Driving Academy in Fürstenfeldbruck
BMW M4 - BMW Exklusiv Coaching in der BMW Driving Academy in Fürstenfeldbruck
Brütende Hitze lag über dem Areal. Zunächst trafen wir uns zu einem Theorieteil, wo uns die technische Entwicklung der BMW-Modelle erläutert wurde. Es ging um Über- und Untersteuern und die Wirkungsweise der standardmäßig zugeschalteten Assistenzsysteme sowie die passende Sitzhaltung, mit der auch Extremsituationen souverän gemeistert werden können.

BMW Exklusiv Coaching in der BMW Driving Academy in Fürstenfeldbruck
BMW M4 - BMW Exklusiv Coaching in Fürstenfeldbruck
Danach ging es hinaus. Es standen sechs BMW 7er mit Motorisierungen von 730d bis 750i, mit und ohne xDrive (Allradantrieb) und verschiedenen Schwarzlackierungen zur Verfügung. Daneben waren fünf BMW M4 aufgereiht. Die Gruppe verteilte sich paarweise auf die Fahrzeuge und der Spaß konnte beginnen.

Wir fuhren zunächst mit dem M4 zu einer Wasserfläche, wo das Über- und Untersteuern mit und ohne Traktionshilfe trainiert werden sollte. Die Übung stellte sich schnell als Driftspaß um ein Pylonenrondell heraus. Begleitet wurde dieses von einem sagenhaften Sound der hoch gezüchteten M4-Motoren. Das maximale Drehmoment dieser 431-PS-Maschinen wird gar nicht mehr für eine bestimmte Drehzahl angegeben, sondern erstreckt sich auf einen ganzen Bereich von 1.850 bis 5.500 U/min. Das Wasser spritzte. Jeweils zwei Fahrzeuge drifteten um den Kreis. Fahrspaß pur.

Dann wechselten wir auf die BMW 7er und es wurde das Ausweichen mit Vollbremsung geübt. Erstaunlich, wie das Anfahrverhalten in den unterschiedlichen Fahrerlebnismodi wirkte. Wir testeten ECO PRO mit Automatikschaltung "S" bis hin zu Sport+ und erreichten das Hindernis mit 80 bis 100 kmh. Der Coach war per Funk mit jedem Fahrzeug verbunden und konnte simultan entsprechende Hinweise geben. Die Reaktionen der Fahrer konnte er jedoch nur an den Lippen und Gesichtsausdrücken ablesen.

BMW Exklusiv Coaching in der BMW Driving Academy in Fürstenfeldbruck
BMW 7er beim Slalom - BMW Exklusiv Coaching in der BMW Driving Academy in Fürstenfeldbruck

BMW Exklusiv Coaching in der BMW Driving Academy in Fürstenfeldbruck
BMW 7er beim Slalom - BMW Exklusiv Coaching in der BMW Driving Academy in Fürstenfeldbruck
Es folgten weitere Parcours mit unterschiedlichen Hindernissen wie enge Kurven, Tore oder Slaloms. Teilweise wurden diese Strecken in Kolonne gefahren und es erfolgte nach einer festgelegten Anzahl von Runden ein Wechsel auf eine andere Motorisierung der verfügbaren BMW 7er.

BMW Exklusiv Coaching in der BMW Driving Academy in Fürstenfeldbruck
BMW 7er auf dem Langstreckenparcours - BMW Exklusiv Coaching in der BMW Driving Academy in Fürstenfeldbruck
Zum Schluss stieg unsere Gruppe wieder in den BMW M4 um und raste auf Zeit einen Slalom ab. So manch ein Teilnehmer nutzte dabei erstmalig die Option des manuellen Schaltens eines Automatikgetriebes. Dieser Sound beim Anfahren, die quietschenden Reifen beim Drift durch den Slalom und die Warnblinkanlage bei der Vollbremsung im "Boxenstop" ließen die Begeisterung für dieses M4 Coupé weiter steigen. Während mein Trainings-Beifahrer seine Bestzeit fuhr, stieg ich in den Fond eines der abgestellten M4 Coupés und war erstaunt, dass dort offensichtlich mehr Platz ist als im BMW 6er Coupé. Thomas Meier, Verkaufsberater unseres Passauer Leasingspartners Autohaus Leebmann, erklärte das später mit den anderen Sitzen. Im M4 waren Sportsitze verbaut und im 6er die deutlich breiteren Komfortsitze.

Nach einer Abschlussrunde mit Urkundenausgabe konnten wir die Heimreise antreten. Einige Teilnehmer waren über 700 km unterwegs. Gelohnt hatte es sich jedenfalls. Deshalb noch einmal herzlichen Dank an den BMW Excellence Club.

Autor: Matthias Baumann

Sonntag, 27. Juli 2014

Skoda Octavia G-Tec und Spritsparen mit Gerhard Plattner

Wie fährt eine vierköpfige Familie aus Berlin für knapp 50 Euro an die Adria?

Begleitet von einem Redakteur der BILD am Sonntag und einem Fotografen traten wir Anfang Juli gegen den Spritsparweltmeister Gerhard Plattner aus Innsbruck an. Die Aufgabe bestand darin, eine vierköpfige Familie mit üblichem Gepäckvolumen und normaler Fahrweise bei möglichst wenig Kraftstoffverbrauch an den Adriastrand zu bringen. Der Zielort war Jesolo in der Nähe von Venedig, welches knapp 1.200 km von Berlin entfernt liegt.

Unser Kontrahent verfügt über einschlägige Erfahrungen beim Spritsparen. Anfänglich war er für Porsche unterwegs und hatte Weltumrundungen und andere interessante Testfahrten absolviert. Als der Sportwagenhersteller irgendwann in den Verruf der Spritverschwendung gekommen war, sollte Gerhard Plattner den Gegenbeweis im Porsche antreten. Das weckte seinen Jagdinstinkt, so dass er in Folge diverse Fahrzeugtypen spritsparend durch Europa und die ganze Welt bewegte.

Skoda Octavia G-Tec Spritsparweltmeister Gerhard Plattner Jesolo Adria
Gerhard Plattner (links)  und die beiden Skoda Octavia G-Tec (mitte und rechts), vorne das Begleitfahrzeug
Gerhard Plattner und wir waren jeweils in einem identisch ausgestatteten Skoda Octavia G-Tec unterwegs, der per Erdgas und Benzin gefahren werden kann und im September auf den deutschen Markt kommt. Wegen des Gewichtsausgleichs hatte Titelverteidiger Plattner zwei Wasserdummys und Sandsäcke an Bord. Wir waren gespannt auf das Ergebnis und entwickelten das Bedürfnis, eigene Akzente zu setzen. Da mir die Freude am Fahren bisher wichtiger war als die ständige Beobachtung der Tankanzeige, ließ ich zunächst meine Frau fahren und beobachtete die Zahlen im Bordcomputer. Ich war beeindruckt. Konsequent setzten wir die Tipps des Weltmeisters um und sahen streckenweise einen Bestverbrauch von 3,4 kg Erdgas. Das relativierte sich jedoch entsprechend der Verkehrssituation. Staus, Kolonnenfahrten mit Bremsvorgängen und Steigungen erhöhten den Verbrauch. Dann ließen wir den Wagen im Verkehr mitschwimmen und konnten durch Abstand zum Vordermann und vorausschauendes Fahren wieder Punkte sammeln. Letztendlich lagen wir immer etwa 0,5 kg über dem erfahrenen Österreicher.

Skoda Octavia G-Tec Spritsparweltmeister Gerhard Plattner Jesolo Adria
Adriastrand in Jesolo bei Venedig, Ziel der Spritsparwettfahrt versus Gerhard Plattner mit Skoda Octavia G-Tec
Die Fahrt verlief über drei Etappen, die in Bayreuth und Innsbruck familienfreundliche Pausen einräumten. Nach etwa 1.200 km erreichten wir die Adriaküste und tankten ein letztes Mal. Das Ergebnis war, dass unser Fahrzeug mit vierköpfiger Familie und Gepäck etwa 50 Euro für Kraftstoff aufgewendet hatte. Gerhard Plattner lag mit seinen Kraftstoffkosten sogar unter den knapp 36 Euro für die Maut.

Skoda Octavia G-Tec Spritsparweltmeister Gerhard Plattner Jesolo Adria
Skoda Octavia G-Tec mit traumhaften Verbrauchswerten und modernster Technik
Faszinierend, wie sparsam man heutzutage ohne Komforteinbußen als Familie unterwegs sein kann. Interessant war auch die technische Ausstattung des Skoda Octavia, die nur noch bei Head Up Display und Surround View einem aktuellen Fahrzeug der Oberklasse nachsteht und das zu einem moderaten Neupreis. Selbst präzise Schildererkennung, Spurwechselwarnung und schlüssellosen Zugang hatte der Kombi aus dem Hause Skoda.

ECO PRO BMW 740d
Spritspartest mit aktuellem BMW 740d im ECO-PRO-Modus - mit 5,5 l/100km von Berlin nach München
Durch diese Reise angeregt probierte ich kurz danach die Erfahrungen am aktuellen BMW 740d aus. Dieser konnte tatsächlich mit 5,5 l/100km Diesel die 600 km von Berlin nach München bewegt werden. Das hatte zwar nichts mit Fahrspaß zu tun, zeigte aber das Spritsparpotenzial bei bewusster und vorausschauender Fahrweise. 

Weitere Links zu Pressemitteilungen über die Spritsparwettfahrt vs. Gerhard Plattner:

Video auf BILD.de

Volkswagen AG

Skoda Presse

Prague Post

Skoda Octavia.cz

Oto Teknik Veri - türkisches Autoportal

Autor: Matthias Baumann

Mittwoch, 16. Juli 2014

Botschafter Neuseelands akkreditiert

Heute wurden mit militärischen Ehren vier Flaggen vor dem Schloss Bellevue gehisst. Bundespräsident Gauck begrüßte neue Botschafter und nahm deren Beglaubigungsschreiben entgegen.

Als Mitglied der BCCG British Chamber of Commerce in Germany interessierte uns besonders der Wechsel im Commonwealth. Peter Rider, dem bisherigen Botschafter Neuseelands, waren wir mehrfach bei den Commonwealth Dialogues begegnet und erwarteten nun gespannt seinen Nachfolger Peter Rodney Harris.

Botschafter Neuseeland Peter Rodney Harris
Botschafter Neuseelands Peter Rodney Harris im Schloss Bellevue
Mit protokollarischer Pünktlichkeit fuhr die eskortierte S-Klasse-Limousine mit der Standarte des Bundespräsidenten am Eingangsportal des Schlosses vor. Begrüßung durch Jürgen Mertens, dann schnellen Schrittes ins Schloss und Eintrag in das Gästebuch. Danach ging es direkt zu Bundespräsident Gauck, wo das Beglaubigungsschreiben übergeben wurde.

Botschafter Neuseeland Peter Rodney Harris
Botschafter Neuseelands Peter Rodney Harris bei Bundespräsident Gauck
Auch die anwesenden Botschaftsangehörigen durften unterschreiben, aber erst nach der Übergabe des Schreibens. So sieht es das Protokoll vor. Während die Diplomaten in ein Nebenzimmer entschwanden, fragte mich einer der Bildredakteure, ob ich zur Botschaft gehöre und erzählte mir dann von seinen äußerst positiven Erfahrungen mit dem bisherigen Botschafter Peter Rider und neuseeländischen Spitzenpolitikern.

So verging die Zeit im Fluge bis der sympathische frisch akkreditierte Peter Rodney Harris zum Gruppenfoto erschien. "Rod" Harris blickt auf eine interessante diplomatische Vergangenheit in Saudi Arabien, Bahrain, Kuwait, Oman und Katar zurück.

Als die Fahne Neuseelands gehisst wurde, war es an der Zeit Seine Exzellenz mit militärischen Ehren zu verabschieden. Der erste Arbeitstag des neuen Botschafters in Deutschland hatte begonnen.

Autoren: Matthias Baumann

Freitag, 4. Juli 2014

Invest in Austria - Wie sagt man in Österreich?

Der Ort war treffsicher ausgewählt. Im Restaurant Nußbaumerin in der Leibnizstraße fühlt sich der Gast sofort ins schöne Tirol versetzt. Auf dem Tresen steht ein Berliner Bär mit rot-weißem Hemd und Lederhosen.

Am Eingang wurden wir von Friedrich Schmidl, ABA Austrian Business Agency, begrüßt und gleich mit einem Tiroler Unternehmer bekannt gemacht. Es gesellten sich weitere Entscheidungsträger hinzu. Die Visitenkarten gingen bei diesem Veranstaltungsformat um die Mittagszeit so schnell weg wie die kühlen Getränke, die uns die umsichtigen Mitarbeiter der Nußbaumerin reichten.

ABA Austrian Business Agency Standortagentur Tirol
ABA Austrian Business Agency und Standortagentur Tirol im Restaurant Nußbaumerin
Thematisch ging es in der folgenden Stunde um verschiedene Aspekte der Zusammenarbeit und mögliche Investitionen in Tirol. Österreich steht bei den deutschen Außenhandelspartner auf Platz 6, kauft etwa für 50 Mrd. Euro in Deutschland ein und verkauft Produkte und Leistungen für ca. 40 Mrd. Euro an Deutschland. Österreich ist für seinen ausgeprägten "Fremdenverkehr" bekannt, bestreitet damit jedoch keine 10% seines Bruttoinlandsproduktes mit diesem Wirtschaftszweig. 89% der Wirtschaft wird durch das produzierende Gewerbe bestimmt. In Tirol gibt es so manch einen Hidden Champion. Auch das Lohnniveau ist deutlich interessanter als in Deutschland, wie wir von Dr. Christian Märk, Standortagentur Tirol, erfuhren.

Wir lernten, dass Forschung und Entwicklung in Österreich ganz klar Produktion heißt. Deshalb werden Forschungsprojekte seitens der Regierung mit 10% Cash aufs Konto gefördert. Verträge werden zumeist in der Manier des ehrbaren Kaufmannes per Handschlag abgeschlossen: "Man kennt sich". Schriftlich klappe laut Friedrich Schmidl ohnehin nichts.

Bereits während der Anmoderation wurde ein Duden mit dem Titel "Wie sagt man in Österreich" gezeigt. Im internationalen Verkehr ist es wichtig, die Feinheiten in den Formulierungen korrekt interpretieren zu können. So rede der deutsche normalerweise im Imperativ, während der Österreicher eher im Konjunktiv unterwegs ist. Eine Art der Kommunikation, die weltweit wohl die größte Verbreitung hat. "Schicken Sie mir Unterlagen" heißt übersetzt "Lass mich in Ruhe", die "eigene Tasche" ist die "private Schatulle" und das "dramatische Defizit" ist "nicht mehr so grandios, wie es mal war".

ABA Austrian Business Agency Standortagentur Tirol
ABA Austrian Business Agency und Standortagentur Tirol im Restaurant Nußbaumerin
Neben den sprachlichen Herausforderungen gibt es eine verkehrstechnische Hemmschwelle. Ein deutscher Unternehmer habe ein wichtiges Meeting mit folgender Begründung abgesagt: "Ich bin es gewohnt, schnell von Kunde zu Kunde zu fahren. Aber mit dem 100er funktioniert das nicht". Der ADAC berichtet regelmäßig über die Leidensgeschichten deutscher Autofahrer in diesem sonst so erholsamen Land.

Österreich hat etwa 8,5 Mio. Einwohner, was der Population von Manhattan entspricht. Ein gewisser Prozentsatz stammt aus Deutschland, aber auch aus den anderen Ländern der Österreichischen Krone.

Interessant war auch ein Vortrag über Steuern sowie Arbeits- und Gesellschaftsrecht in Österreich. Dabei erfuhren wir, dass es in Österreich 14 Gehälter pro Jahr gibt, dass Kündigungen nicht begründet aber fristgerecht erteilt werden müssen und dass es statt der bei uns üblichen Abfindungen einen globalen Topf mit der wohlklingenden Bezeichnung "Mitarbeiter-Vorsorge Neu" gibt.

Das Stammkapital einer GmbH beträgt 35.000 Euro, von denen idealerweise 10.000 Euro bei Gründung einzuzahlen sind. Niederlassungen werden nicht als eigenständige Einheiten betrachtet, sondern immer als elementarer Bestandteil des Hauptunternehmens. Das ist ein wichtiger Aspekt für ausländische Investoren, die Niederlassungen in Österreich planen.

Nachdem sich auch die Teilnehmer einzeln vorgestellt hatten, konnten wir die Tiroler Spezialitäten verzehren, die auf den Tafeln bereit standen.

Vielen Dank an die ABA Austrian Business Agency und die Standortagentur Tirol!

Autor: Matthias Baumann