Schwarz und weiß, fossil oder elektrisch, Autohochburg Deutschland versus weltweiter Wettbewerb um die mobile Vormachtstellung der Zukunft und noch viele weitere Themen beschäftigen seit gestern die Experten und politisch Verantwortlichen beim 5. Elektromobilitäts-Gipfel beim Tagesspiegel - neudeutsch "eMobility Summit".
eMobility Summit 2015 im Tagesspiegel - grün und elektrisiert |
China drängt bereits in den eMobility-Markt und fördert überproportional die inländischen Projekte, da sich mit dem Elektrofahrzeug auch eine intensive Vernetzung der Verkehrsteilnehmer begründen lässt. Google auf der Straße, das "Internet der Autos" und Überwachung kinderleicht gemacht. China setze zudem eigene Trends bei der Normung und Standardisierung. Bleibt zu hoffen, dass es nicht noch mehr Ladestecker geben wird, als die drei der internationalen ISO 15118 entsprechenden Varianten.
eMobility Summit 2015 im Tagesspiegel - der Elektro-Daimler mit Effizienzklasse A+ |
Der größte Engpass der eMobility besteht zur Zeit bei den Akkus. Deutschland hat zwar allgemein bei Autos die Nase vorn, hinkt jedoch bei den Batterietechnologien der USA und Fernost hinterher. Kein Wunder also, dass auch namhafte Firmen wie RWE, BASF, Linde und Siemens beim eMobility Summit mitreden. Die Batterie macht beim Elektroauto etwa 40% der Wertschöpfung aus. Deshalb verkaufen sich diese Fahrzeuge hierzulande auch so schleppend. Die Angst vor einer teuren Ersatzbatterie ab 100.000 km und damit ausgerechnet nach der Garantiezeit ist berechtigt hoch. Dieser erhebliche Wertverlust schlägt sich auch auf Leasingraten nieder, die für ein kleines Elektroauto schnell einmal bei den Raten eines Oberklassewagens landen können.
Kosten versus Nutzen?
eMobility leisten sich momentan zu 60% gewerbliche Abnehmer und schwemmen nach dem Neuwagenleasing die aus der Garantie gekommenen Kostenrisiken auf den Gebrauchtwagenmarkt.
Gemäß einer Statistik des KBA sollen rund 85% des privaten Ladebedarfs heute bereits abgedeckt sein. Im öffentlichen Bereich seien es nur 15%. Da eMobility wegen der noch zu verdoppelnden Reichweite weitestgehend für urbane Zwecke beworben wird, können wir uns die 85% Privatnutzer nur im Einfamilienhaus-Areal vorstellen. Ein auf Ökologie bedachter Autofahrer aus Prenzlauer Berg bräuchte ein recht langes Ladekabel von seinem vierten Stock zum zwei Straßen weiter geparkten eMobil.
Laut Henning Kagermann verschmelze zur Zeit die reale mit der digitalen Welt. Das mache auch vor der Mobilität keinen Halt. Gerade angesichts der Wettbewerbsverschiebungen bei Antriebstechniken und in Sicht auf die "Mobilitätswende" forderte er verbesserte Rahmenbedingungen zu Anschaffung und Unterhalt von Elektrofahrzeugen. Das beginne bei der Besteuerung und ende bei der Ladeinfrastruktur.
Insgesamt ein sehr vielschichtiges und interessantes Thema.
Autor: Matthias Baumann